Investment Banking

So wenig Aktienemissionen wie 2009

Die Verunsicherung an den Kapitalmärkten hat das 2021 noch boomende Geschäft mit Aktienemissionen und Firmenübernahmen nahezu lahmgelegt, wie die vorläufigen Halbjahreszahlen von Refinitiv zeigen.

So wenig Aktienemissionen wie 2009

lee Frankfurt

Konjunktursorgen und die Angst vor steigenden Zinsen haben den deutschen Markt für Aktienemissionen und Firmenübernahmen abgewürgt. Wie aus den vorläufigen Halbjahreszahlen des Da­tendienstleisters Refinitiv hervorgeht, ist das Geschäft mit Börsengängen und Kapitalerhöhungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 90% eingebrochen. Insgesamt nahmen hiesige Unternehmen mit Aktienemissionen demnach bislang 2,3 Mrd. Dollar (2,2 Mrd. Euro) ein – so wenig wie zuletzt auf dem Höhepunkt der Finanzkrise von 2009.

Auch bei Firmenzusammenschlüssen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) mit deutscher Beteiligung war ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen – und zwar vor allem bei den Volumina, die im Vergleich zum Vorjahr um 43% auf 47,7 Mrd. Dollar (45,5 Mrd. Euro) zurückgingen. Das ist der niedrigste Wert seit 2015. Die Zahl der Transaktionen ging um knapp 20% zurück, das durchschnittliche Transaktionsvolumen sank von 54,5 Mill. Dollar auf 38,5 Mill. Dollar. Angesichts der gestiegenen Nervosität der Akteure kommt es offenbar vor allem bei den größeren Deals zu Verzögerungen.

„Während großvolumige Term-Loan-B und zu syndizierende Darlehen aktuell etwas schwerer darstellbar sind, funktioniert die Finanzierung überall da, wo die Banken nicht in Vorleistung gehen müssen“, sagt Thomas Weitkamp von der Kanzlei Latham & Watkins. Deshalb hätten sich zuletzt insbesondere mittlere und kleinere Transaktionen realisieren lassen, die als Club Deals oder auch von Debt Funds finanziert werden konnten. „Letztere haben gegenüber den Banken nicht nur den Vorteil, dass sie sich nicht aktuell am Kapitalmarkt refinanzieren müssen, sondern das Geld anlegen, das sie in den vergangenen Jahren bei Investoren angesammelt haben“, ergänzt sein Kollege Burc Hesse.

Im Vergleich zum Vorjahr weniger dramatisch fiel der Einbruch der Emissionsvolumina im festverzinslichen Bereich aus, die um 22% auf 194,8 Mrd. Dollar (185,6 Mrd. Euro) sanken. Laut Refinitiv war dies jedoch der niedrigste Wert seit 2010.

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