Flugverkehr

Verdi-Streik legt Flughäfen lahm

Nach den massiven Flugausfällen am Mittwoch durch eine IT-Störung bei der Lufhansa, werden heute wegen eines Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi noch mehr Flüge aus und nach Deutschland gestrichen. 2340 Flüge fallen aus. Knapp 300.000 Passagiere sind betroffen.

Verdi-Streik legt Flughäfen lahm

An sieben deutschen Airports ist ein ganztägiger Warnstreik von Verdi angelaufen, der den Flugverkehr weitgehend lahmlegt. Der Airportverband ADV rechnet bis Freitagabend mit dem Ausfall von rund 2340 Flügen und rund 295.000 betroffenen Passagieren. Allein die Lufthansa musste rund 1300 Verbindungen streichen, nachdem sie die von einem Bagger verursachte IT-Panne vom Mittwoch überwunden hatte.

„Es geht darum, ein wirklich kräftiges Signal zu setzen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle am Freitagmorgen im Inforadio. „Wir haben einen katastrophalen Arbeitskräftemangel.“ Wegen der schlechten Jobbedingungen und geringen Bezahlung kehrten viele Beschäftigte den Flughäfen den Rücken zu. „Wenn sich jetzt nichts tut bei der Vergütung, dann wird uns allen wieder ein Chaos-Sommer bevorstehen.“ Der Personalmangel hatte in der Urlaubssaison 2022 zu langen Warteschlangen, massiven Verspätungen und Tausenden Flugstreichungen geführt.

Der Streik in Frankfurt, München, Stuttgart, Hamburg, Dortmund, Hannover und Bremen startete teilweise schon mit der Nachtschicht am Donnerstag und führte noch am Abend zu ersten Flugausfällen. An den meisten der betroffenen Airports kommt der reguläre Flugbetrieb faktisch zum Stillstand, nur einzelne Flüge oder Sonderverbindungen finden statt. Verdi hat in drei laufenden Tarifkonflikten gleichzeitig die Beschäftigten zum Ausstand gerufen, um den Druck zu erhöhen.

An den Flughäfen war es sehr ruhig. „Heute Morgen sind die Terminals wie leer gefegt“, sagte eine Sprecherin des Hamburger Airports, wo keine Starts und Landungen stattfinden. Von den rund 32.000 betroffenen Passagieren seien nur sehr wenige vor Ort erschienen. „Die Fluggesellschaften und alle Partner am Standort haben sich bestmöglich auf den Verdi-Streik vorbereitet und die Fluggäste frühzeitig informiert.“

Die Lufthansa etwa stellt den Flugbetrieb an ihren Drehkreuzen Frankfurt und München am Freitag komplett ein und streicht insgesamt über 1300 Flüge. Airlines und Flughäfen sprechen von einer beispiellosen Eskalation. „Hiermit überspannt Verdi den Bogen völlig und trägt den Tarifkonflikt auf dem Rücken der Passagiere aus“, argumentiert der Präsident der Luftfahrtlobby BDL, Jost Lammers. „In unzumutbarer Weise soll ein ganzes Land vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten werden“, monierte auch der Flughafenverband ADV. Die Passagiere würden zum „Spielball der Verdi-Streiktaktik“.

Verdi hat Beschäftigte im öffentlichen Dienst, das Bodenpersonal und die Belegschaft bei der Luftsicherheit zum Streik aufgerufen. Die Beschäftigten machten gemeinsam Druck auf die jeweiligen Arbeitgeber, weil man in den bisherigen Verhandlungsrunden nicht weitergekommen sei, sagte Behle. Sie plädiert nicht nur für höhere Löhne, sondern auch für bessere Arbeitsbedingungen.

Airlines müssen nun Flüge streichen, Passagiere auf andere Tage oder die Bahn umbuchen. Einige Verbindungen konnten auf nicht betroffene Airports umgeleitet werden. So wickelt etwa der Flughafen Düsseldorf rund 20 Starts und Landungen für den größten deutschen Airport in Frankfurt ab.

Der Streik betrifft auch die Münchner Sicherheitskonferenz, zu der ranghohe Politiker und Diplomaten aus der ganzen Welt anreisen. Erwartet werden neben Bundeskanzler Olaf Scholz und US-Vizepräsidentin Kamala Harris viele Regierungschefs, Verteidigungs- und Außenministerinnen. Flüge im Zuge der Sicherheitskonferenz sollen am Münchner Flughafen aber vom Streik ausgenommen werden. Teilnehmende, die nicht mit Regierungsmaschinen anreisen, müssen aber Alternativen finden.