Sachwerte

Zweiter Versuch für das Fondsmodell Eltif

Bisher wird der langfristige europäische Investmentfonds – kurz Eltif – kaum genutzt. Auch nach Reform des Regelwerks ist ein Erfolg alles andere als sicher. Es wäre daher gut, bewährte Fondsmodelle weiterzuentwickeln.

Zweiter Versuch für das Fondsmodell Eltif

Jetzt ist sie endlich durch, die Reform des 2015 lancierten langfristigen europäischen In­vestmentfonds. Der abgekürzt Eltif genannte Fonds ist ein ganz besonderes Produkt, denn er richtet sich gezielt auf langfristige Anlagen wie Infrastruktur-Investments, ist grenzüberschreitend und soll schließlich auch noch gemeinsam professionelle Investoren und Kleinanleger ansprechen. Nun hat das Europäische Parlament die Reform des Fondsmodells abgesegnet. Wie immer, wenn die Branche neue Möglichkeiten oder vereinfachte Regeln bekommt, gibt es Beifall von verschiedenen Seiten. Der europäische Fondsverband Efama etwa glaubt, dass der Eltif 2.0 jetzt das Potenzial habe, sich zu einer favorisierten Fondsstruktur für langfristige Anlagen zu entwickeln.

Es geht bei dem Eltif nicht nur um Anlagemöglichkeiten für Investoren, sondern auch darum, eine Transformation zu finanzieren und auf diesem Wege Milliardensummen zu akquirieren, um die wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zu meistern. Doch es bleiben Fragezeichen, ob der Erfolg für das Fondsformat auch wirklich eintreten wird.

Zunächst ist die Bilanz nüchtern: Nach sieben Jahren werden gerade mal rund 8 Mrd. Euro in den europaweit 80 aufgelegten Eltifs verwaltet. Das ist ein Tropfen­ auf den heißen Stein, wenn es darum geht, europaweit gigantische Summen für eine Transformation zu stemmen. Die Anzahl der Gesellschaften, die sich an das Produkt gewagt haben, kann man an zwei Händen abzählen. Und angesichts komplizierter Regeln lief der Vertrieb mit dem Kleinanleger kaum. Das für alle Investoren gedachte Produkt wurde überwiegend von institutionellen Anlegern genutzt, die einige der speziellen Möglichkeiten schätzen. Ob sich der Anlegerkreis durch die Novelle ändert, sei dahingestellt. Eine Reform eines bislang wenig praktikablen Modells führt nicht gleich zum Erfolg.

Der Eltif ist immerhin nicht die einzige Anlage, mit der in Sachwerte oder nicht gelistete Assets investiert werden kann. Wenn man sich den deutschen Markt anschaut, sind es häufig die Fonds alter Prägung, die zwar keinen europäischen Pass haben, aber überaus er­folgreich sind. Die Rede ist von Sachwerte-Spezialfonds bei den institutionellen Investoren mit mehr als 150 Mrd. Euro verwalteten Mitteln und den offenen Immobilienfonds mit 130 Mrd. Euro, mit denen Privatanleger in nicht gelistete Vermögensanlagen investieren.

Wenn ein europäischer Fondsmantel nicht genutzt wird, weil die Regeln zu komplex und überfrachtet sind, kommt die Frage auf, ob man lieber die nationalen Fondsmodelle weiterentwickeln sollte. Beispielsweise könnte der offene Immobilienfonds für die Anlageklasse der Infrastruktur geöffnet werden – so erleichterte der Bundestag jüngst Investitionen in erneuerbare Energien.

Ein wenig erinnert die Ge­schichte der Eltifs an das Schicksal der Dach-Hedgefonds, die in Deutschland 2004 mit dem Investmentmodernisierungsgesetz erlaubt wurden. Auch damals ging es darum, eine nicht gelistete Assetklasse zu verpacken und für die Breite zugänglich zu machen. Eine Erfolgs­geschichte wurde daraus nicht. Dach-Hedgefonds muss man heute mit der Lupe suchen. Allerdings gab es auch keine Dach-Hedgefonds 2.0.

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