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ABB schlägt Stromwandler-Geschäft los

Der Schweizer Konzern ABB hat seine Verkaufsliste abgearbeitet: Das Stromwandler-Geschäft geht nach Taiwan. Der Kaufpreis liegt zwar unter den Markterwartungen, dafür ist die Ende 2020 angekündigte Portfoliostraffung geschafft.

ABB schlägt Stromwandler-Geschäft los

sar Frankfurt

Der Schweizer Energie- und Automatisierungstechnikkonzern ABB hat einen weiteren Punkt auf seiner Verkaufsliste abgearbeitet: Im Zuge des von Björn Rosengren Ende 2020 angekündigten Konzernumbaus hat ABB das Stromwandler-Geschäft seiner Division „Power Conversion“ an das Unternehmen Acbel Polytech mit Sitz in Taiwan verkauft.

Das Stromwandler-Geschäft mit Hauptsitz im texanischen Plano und weltweit rund 1500 Beschäftigten erzielte 2022 einer Mitteilung zufolge rund 440 Mill. Dollar Umsatz und ein operatives Ergebnis (Income from Operations) von 50 Mill. Dollar. Der geschäftliche Schwerpunkt liegt auf dem nordamerikanischen Markt. ABB zufolge gehört der Bereich nicht zum Kerngeschäft, könnte aber von technologischen Trends wie 5G-Netz­werken und Cloud Computing profitieren.

Der Kaufpreis von 505 Mill. Dollar in bar liegt unter den Markterwartungen. Analystin Daniela Costa von Goldman Sachs sprach von einem „unerwartet niedrigen Preis“, beließ die Aktie aber auf „Buy“. Auch Analyst Sebastian Kuenne von der kanadischen Bank RBC bewertete den Verkaufspreis der Sparte als niedriger als erwartet, beließ die Aktie aber auf „Outperform“. Den Ansatz, die ABB-Strukturen zu vereinfachen, begrüßte er. Für die Bewertung des Gesamtkonzerns ist das Stromwandler-Geschäft als kleine Division mit 440 Mill. Dollar Umsatz ohnehin kaum relevant. Die Division Power Conversion war dem Geschäftsbereich Elektrifizierung zugeordnet, der im Geschäftsjahr 2021 mit sechs Divisionen einen Umsatz von insgesamt 13,2 Mrd. Dollar erzielte. Der ABB-Konzern erwirtschaftete 2021 einen Gesamtumsatz von knapp 29 Mrd. Dollar.

Kleiner Buchgewinn erwartet

Die Division Power Conversion (vormals Lineage Power) kam 2018 ins ABB-Portfolio, als die Schweizer das globale Geschäft mit Elektrifizierungslösungen von GE übernahmen. Für GE Industrial Solutions zahlte ABB damals 2,6 Mrd. Dollar.

Für ABB ist der Abschied vom Stromwandler-Geschäft der letzte aus einer Reihe von Ausstiegen. Nach Freigabe durch die Kartellbehörden soll die Transaktion in der zweiten Jahreshälfte 2023 abgeschlossen werden. ABB rechnet beim Abschluss mit einem kleinen Buchgewinn.

Rosengren zeigte sich erfreut, das Ende 2020 angekündigte Verkaufsprogramm nun abgeschlossen zu haben. Bereits 2021 ging die Division Mechanical Power Transmission (Dodge), die unter anderem Wälzlager und Getriebe für Industrieanwendungen herstellt, für 2,9 Mrd. Dollar an RBC Bearings. Im vergangenen Jahr folgte der Spin-off von Accelleron, der Hersteller von Turboladern ist seit Oktober an der Schweizer Börse notiert.

Einen für das zweite Quartal 2022 geplanten Börsengang des E-Mobility-Geschäfts hatte ABB dagegen im vergangenen Jahr wegen schwieriger Marktbedingungen zunächst verschoben. Im Rahmen einer Pre-IPO-Privatplatzierung hat E-Mobility Ende 2022 jedoch bereits Kapital in Höhe von 200 Mill. sfr eingesammelt. Über neu ausgegebene Aktien haben sich mehrere Minderheitsaktionäre beteiligt, ABB hält weiterhin mehr als 90 % der Anteile.

Die IPO-Pläne des Ladesäulen-Geschäfts will Rosengren wieder aufnehmen, „sofern die Marktbedingungen konstruktiv sind“. ABB hatte in der Vergangenheit betont, auch nach einem Börsengang eine Mehrheit an E-Mobility behalten zu wollen.