Längere Laufzeit

Accentro verständigt sich mit Gläubigern

Nach der Adler-Gruppe und dem schwer angeschlagenen Immobilien-Investmentmanager Corestate hat nun auch der Wohnungsprivatisierer Accentro ein Rettungspaket mit den Bondholdern auf den Weg gebracht.

Accentro verständigt sich mit Gläubigern

hek Frankfurt

– Das in Bedrängnis geratene Immobilienunternehmen Accentro hat sich mit Gläubigern auf eine Änderung von Anleihebedingungen geeinigt. Die Vereinbarung sei mit 56 % der Bondholder geschlossen worden, die in der Mitte Februar 2023 auslaufenden Anleihe investiert sind, teilt Accentro mit. Geplant sei eine Verlängerung der Laufzeit um drei Jahre bis 13. Februar 2026. Im Gegenzug muss das Unternehmen mehr Zinsen zahlen und diverse Auflagen akzeptieren. Die Anleihe hat ein Volumen von 250 Mill. Euro.

Dem Unternehmen macht die schwache Nachfrage privater und institutioneller Kunden bei Wohnungsverkäufen zu schaffen. Der Transaktionsmarkt ist infolge der rapide gestiegenen Zinsen eingebrochen. Zudem verteuert der Zinsanstieg neue Finanzierungen und setzt branchenweit die Bestandsbewertungen unter Druck.

In den vergangenen Wochen haben bereits die Adler-Gruppe und der Immobilien-Investmentmanager Corestate Rettungspakete mit Bondholdern auf den Weg gebracht. Accentro ist auf die sogenannte Wohnungsprivatisierung spezialisiert, also den Blockankauf von Wohnungen und die Weiterveräußerung an Mieter und Kapitalanleger nach einer Modernisierung. Politikern und Wohnungsämtern ist das Geschäftsmodell ein Dorn im Auge. Ihre Kritik: Günstiger Mietraum verschwinde, Mieter würden verdrängt. Daher erschweren sie die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen.

Darüber hinaus verfügt Accentro über eigene Wohnungen, die vermietet werden. Das Portfolio umfasst rund 5 000 Einheiten. Großaktionär ist Brookline Real Estate (83,1 %), hinter der der in Aserbaidschan geborene Natig Ganiyev steht. Die Adler-Tochter Adler Real Estate hält 4,8 %.

Der Zinssatz steigt laut der Gläubigervereinbarung um zwei Prozentpunkte auf 5,625 %. Mit Wirksamkeit der Refinanzierung sind 25 Mill. Euro Rückzahlung fällig. Darüber hinaus werden Mindestrückzahlungen sowie Pflichtsondertilgungen aus der Veräußerung von Immobilien und aus Darlehen und Finanzanlagen festgelegt.

Während der verlängerten Laufzeit darf Accentro keine Dividenden ausschütten. Zudem muss ein weiteres Vorstandsmitglied bestellt werden. Derzeit agiert CEO Lars Schriewer als Alleinvorstand.

Prognose gekappt

Auch für die bis März 2026 laufende Anleihe steht eine Refinanzierung an. Dieser Bond hat ein Volumen von 100 Mill. Euro. Laut Firmenangaben wird kurzfristig eine Änderungsvereinbarung mit dem einzigen Gläubiger angestrebt. Vorgesehen seien eine Zinsanhebung um ebenfalls zwei Prozentpunkte auf dann 6,125 % und eine Laufzeitverlängerung um drei Jahre. Auch andere Änderungen würden im Wesentlichen gespiegelt, heißt es.

Für beide refinanzierten Anleihen sei ein umfassendes Sicherheitenpaket vereinbart worden, teilt Accentro weiter mit. Das Paket sichere beide Anleihen gleichrangig ab. Perella Weinberg Partners unterstützt Accentro in Finanzfragen, für rechtliche Unterstützung ist Latham & Watkins an Bord. Dem Gläubigerkomitee stehen Houlihan Lokey und die Kanzlei Milbank zur Seite.

Ende November hat Accentro die Jahresprognose zusammengestrichen. Statt 45 Mill. bis 50 Mill. Euro erwartet das Management nur noch 8 Mill. bis 10 Mill. Euro Ergebnis vor Zinsen und Steuern. Der Umsatz soll sich nun zwischen 160 Mill. und 170 Mill. Euro bewegen. Bisher waren zwischen 200 Mill. und 220 Mill. Euro geplant. Der wesentliche Grund der Prognosesenkung sei, dass sich in der zweiten Jahreshälfte die Nachfrage von privaten Kunden nach Wohnungen in der Einzelprivatisierung und von institutionellen Investoren nach Blockverkäufen von Mietobjekten sehr deutlich abgeschwächt habe. Unter dem Strich stehen nach neun Monaten 7,1 Mill. Euro Verlust.