Lieferdienste

Amazon und Grubhub kooperieren

Im hart umkämpften Geschäft mit Essenslieferungen in den USA bündeln der Branchenriese Just Eat Takeaway und Amazon ihre Kräfte. US-Kunden von Amazons Bezahlangebot Prime können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des strauchelnden Lieferdienstes Grubhub nutzen.

Amazon und Grubhub kooperieren

dpa-afx/Reuters/Bloomberg Amsterdam

− Im hart umkämpften Geschäft mit Essenslieferungen in den USA bündeln der Branchenriese Just Eat Takeaway und Amazon ihre Kräfte. US-Kunden von Amazons Bezahlangebot Prime können ein Jahr lang kostenlos die Abo-Variante des strauchelnden Lieferdienstes Grubhub nutzen, bei der die Zustellgebühren für Restaurantmahlzeiten entfallen. Auch sicherte sich Amazon über Optionen einen Anteil von bis zu 15 % an Grubhub, wie die Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Wie hoch genau die Beteiligung ausfällt, soll unter anderem davon abhängen, wie viele Neukunden die Partnerschaft bringt. Die Vereinbarung soll jedes Jahr verlängert werden, sofern Amazon oder Grubhub sie nicht beenden.

Die Aktie von Just Eat Takeaway sprang nach der Ankündigung um 16 % hoch. Verglichen mit dem Kurs zum Jahreswechsel entspricht dies aber immer noch einem Wertverlust von fast 70 %. Der Branchenriese hat nach einem Schub am Anfang der Pandemie mit nachlassendem Wachstum zu kämpfen. Der Kauf von Grubhub im vergangenen Jahr, der mit Aktien im Wert von 7,3 Mrd. Dollar bezahlt wurde, wird zum Teil als überteuert kritisiert. Just Eat Takeaway bekräftigte nun, dass ein Verkauf von Grubhub geprüft werde. Der Ausgang der Bemühungen sei aber unklar. Zuvor hatte der Lieferdienst auch Interesse von Private-Equity-Firmen, darunter Apollo Global, auf sich gezogen, wie Bloomberg berichtete.

Das Unternehmen hat im US-Markt mit Konkurrenten wie Doordash und Uber Eats zu kämpfen. Nach der Hochphase in der Coronakrise achten zudem Kunden weltweit angesichts von Inflation und Wirtschaftsabkühlung mehr auf ihr Geld und sparen deswegen auch beim Einkauf, was wiederum das Interesse an Essenslieferdiensten senkt. Wie die meisten Wettbewerber schreibt Grubhub Verluste. Vor Steuern betrug das Minus im vergangenen Jahr 403 Mill. Euro. Der Deal mit Amazon werde in diesem Jahr keinen Einfluss auf die Gewinnlage von Grubhub haben, teilte der Konzern mit. Man rechne aber damit, dass die Zahl der Kunden des Abo-Dienstes Grubhub+ steigen werde und sich das ab 2023 in den Gewinnzahlen niederschlage.

Branchenexperten konnten dem Deal Positives abgewinnen: „Die Partnerschaft ist wichtig und begrüßenswert“, hieß es von Jefferies-Analyst Giles Thorne in einem Kommentar. „Grubhub hat sich damit nicht nur einen sehr mächtigen Partner geholt, sondern auch einen sehr effizienten Akquisitionskanal.“

Amazon hatte in den USA vor einigen Jahren selbst mit Essenslieferungen experimentiert, führte die Versuche aber nicht fort. In Großbritannien gibt es bereits ein ähnliches Partnerschaftsmodell wie jetzt mit Grubhub − dort haben Prime-Kunden jedoch Zugriff auf gebührenfreie Lieferungen bei Deliveroo, einem Rivalen von Just Eat Takeaway. Amazon ist auch mit 16 % an Deliveroo beteiligt. Mit Amazon Fresh liefert der Onlinehändler zudem in einigen größeren Städten selbst Lebensmittel aus und betreibt auch eigene kassenlose Supermärkte.