Chipmangel

Aufschwung in Autoindustrie verzögert sich

Der Chipmangel in der Autoindustrie infolge der Corona-Pandemie verzögert den Aufschwung in der Branche. Hersteller bemühen sich zunehmend durch separate Vereinbarungen um Versorgungssicherheit.

Aufschwung in Autoindustrie verzögert sich

ste Hamburg

Der Chipmangel in der Autoindustrie führt dazu, dass im laufenden Jahr trotz hoher Nachfrage voraussichtlich 9,6 Millionen Fahrzeuge weniger als erwartet produziert werden. Nach dem Tiefpunkt im dritten Quartal zeichneten sich erste leichte Entspannungstendenzen ab, analysiert die LBBW in ihrem aktuellen Branchenausblick. Dennoch dürfte sich der Engpass bis weit in das kommende Jahr hinziehen. Mit einer Steigerung der Produktion rechnet die Landesbank erst ab der zweiten Jahreshälfte 2022.

Für das laufende Jahr wird inzwischen nur noch ein Anstieg der 2020 um rund 16% auf 74,8 Millionen Fahrzeuge gesunkenen weltweiten Autoproduktion um 2% erwartet, für 2022 der neuen Prognose zufolge um 12%. Europas größter Fahrzeugbauer Volkswagen setzt auf eine sukzessive Erholung der Halbleiterversorgung im kommenden Jahr und geht davon aus, die Fahrzeugproduktion in den Autowerken im Jahresverlauf verglichen mit 2021 zu stabilisieren. „Im Gesamtjahr erwarten wir gegenüber 2021 eine leichte Verbesserung in der Halbleiterversorgung“, erklärte VW-Einkaufsvorstand Murat Aksel. Allerdings werde mindestens das erste Halbjahr aufgrund der anhaltenden Lieferengpässe der Chipindustrie sehr volatil und anspruchsvoll bleiben.

Vorstandschef Herbert Diess hatte bei einer Belegschaftsversammlung in Wolfsburg vor gut einem Monat erklärt, beim Meistern der Halbleiterkrise liege Volkswagen im Mittelfeld. Einige treffe es härter, andere wie Tesla oder BMW kämen besser durch die Krise, weil sie schon länger enger mit den Halbleiterherstellern zusammenarbeiteten. Langfristig müsse man in das Chip-Design einsteigen. Das Elektroautoprojekt Trinity, mit dem autonomes Fahren ab 2026 massentauglich werden soll, werde wenige große leistungsfähige Rechner haben, die man zum Teil selbst entwickeln und in Halbleiterfabriken fertigen lassen werde.

Autohersteller sind zunehmend bemüht, sich durch separate Lieferverträge mit Chipproduzenten einen längerfristigen Zugang zu den Halbleiterkomponenten zu sichern. So wurde im November bekannt, dass Ford zur Verbesserung der Liefersituation in den USA eine Kooperation mit dem Chipauftragsfertiger Globalfoundries vereinbart hat. Beide Unternehmen wollen gemeinsam forschen und entwickeln, um die Autoindustrie mit Halbleitern zu versorgen. BMW gab eine trilaterale Vereinbarung zur langfristigen Versorgungssicherheit mit Globalfoundries und dem Mikrochiphersteller Inova Semiconductors bekannt. Dadurch sichere man sich die Versorgung mit mehreren Millionen Mikrochips pro Jahr, so der Münchener Autokonzern. Die Chips sollen zunächst im Elektromodell BMX iX zum Einsatz kommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.