Aufschwung

Auftragsflut im Maschinenbau wächst

Bei den deutschen Maschinen- und Anlagenbauern sind die Bestellungen im April kräftig gestiegen. Die Probleme in den Lieferketten erschweren es den Unternehmen jedoch, ihre Aufträge auch auszuführen.

Auftragsflut im Maschinenbau wächst

kro Frankfurt

− Im deutschen Maschinen- und Anlagenbau ist der Aufschwung nach dem Corona-Krisenjahr in vollem Gange. Der Auftragseingang legte im April real um 72 % zu, wie der Branchenverband VDMA mitteilte. Dabei kamen aus dem Inland 60 % mehr Aufträge, während sich das Plus an Bestellungen aus dem Ausland sogar auf 78 % belief. Die Euro-Staaten steigerten ihre Aufträge um 81 %, bei den Nicht-Euro-Staaten waren es 77 %.

„Der April war für den Maschinen- und Anlagenbau ein außergewöhnlicher Monat für den Auftragseingang“, sagte VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers. Man müsse schon sehr weit zurückgehen, um einen ähnlich hohen Zuwachs zu finden. „Im Jahr 1981 hatten wir ein Plus von 100%. Seitdem nie wieder so hohe Werte.“

Das kräftige Plus resultiere zwar im Wesentlichen aus den schwachen Vergleichswerten des Vorjahres. So kam es in der Branche im April 2020 pandemiebedingt zu einem deutlichen Auftragsrückgang von 31 %. „Allerdings signalisieren die hohen Raten auch, dass der konjunkturelle Aufschwung weiter an Stärke gewinnt“, so Wiechers. Das weltwirtschaftliche Umfeld helle sich zunehmend auf. „Wir haben starke Impulse aus Konjunkturprogrammen in den USA, in China aber auch in Europa.“

In dem weniger von Schwankungen beeinträchtigten Drei-Monats-Zeitraum von Februar bis April stiegen die Auftragseingänge um 34 %. Dabei erhöhten sich die Order aus dem Inland um 24 % und aus dem Ausland um 39 %.

„Knapp ist letztlich alles“

Wie auch in anderen produzierenden Industrien seien es derzeit vor allem die angespannten Lieferketten, die den Maschinenbauern das Leben schwer machen. Schon Anfang April hatten 40 % der vom VDMA befragten Unternehmen merkliche oder gravierende Störungen entlang der Lieferketten gemeldet. „Knapp ist letztlich alles“, sagte Wiechers. „Ob nun Stahl, Elektrikkomponenten, oder sogar Lacke und Verpackungsmaterial.“ Dabei sei eine ausreichende Versorgung mit Vorleistungen eine entscheidende Voraussetzung dafür, dass aus Auftragseingängen zeitnah Umsätze werden. Ein weiteres Problem sei der zunehmende Fachkräftemangel.

Im Corona-Jahr 2020 hatten die deutschen Maschinenbauer mit einem Minus von real 11 % den heftigsten Auftragsrückgang seit der Finanzkrise verzeichnet. Die Produktion sank um 12 %. Im Herbst setzte dann eine Erholung ein. Seitdem hat der Branchenverband seine Produktionsprognose für 2021 zweimal angehoben − zuletzt auf ein Plus von 7 %. Die Frage, ob dieses Ziel bei dem derzeitigen Materialmangel noch aufrechterhalten werden kann, sei sehr schwer zu beantworten, sagte Wiechers der Börsen-Zeitung. „Vor dem Hintergrund der kräftigen Orderzuwächse diskutieren wir derzeit auch, inwieweit die Knappheiten die Produktionspläne so stark behindern, dass eine noch stärkere Ausweitung der Produktion nicht möglich oder gar die Prognose nicht mehr haltbar wäre. In der Vergangenheit haben wir zwar regelmäßig erlebt, dass solche temporären Engpässe dank der Flexibilität der Unternehmen bewältigt werden können. Die aktuelle Situation ist aber sicherlich ungewöhnlich. Wir hatten noch nie einen so starken Bremseffekt.“