Roderick Smith

Batterietaugliches Lithium aus der Tongrube

Der Chairman von British Lithium will mit seinem Unternehmen die in Großbritannien entstehenden Fabriken für Elektroauto-Batterien mit dem Metall versorgen. Klimaschutz spielt dabei eine große Rolle.

Batterietaugliches Lithium aus der Tongrube

Von Andreas Hippin, London

Roderick Smith hat sich vorgenommen, dem Bergbau in Cornwall zu einem Comeback zu verhelfen. Im Rosamunde-Pilcher-Land im Südwesten Englands fehlt es heute an Arbeitsplätzen, die nicht am Tourismus hängen. Zwischen 1700 und 1914 war die Region für die britische Industrie von zentraler Bedeutung. 1998 wurde South Crofty als letztes Bergwerk geschlossen. Smith ist Chairman von British Lithium, einem Unternehmen, das in einer ehemaligen Tongrube der strukturschwachen Region batterietaugliches Lithium herstellen will.

„Großbritannien hat eine lange Bergbautradition, aber heute passiert in dieser Hinsicht nicht mehr viel“, sagt der ehemalige Chef von Precious Metals Australia der Börsen-Zeitung. Die ehemaligen Bergbauregionen seien renaturiert worden. Heute sehe man dort nur noch landwirtschaftlich genutzte Flächen. „Wir mussten einen Standort finden, an dem der Bau einer Mine plausibel erscheint“, sagt Smith, der auch am Aufbau der Vanadium-Mine Windimurra in Australien beteiligt war. Die ganze Bewegung zur Elektrifizierung des Individualverkehrs werde schließlich von der Sorge um die Umwelt getragen. „In der nicht renaturierten Tongrube, die wir gewählt haben, sieht es aus wie auf dem Mond“, sagt Smith. Bohrungen und eine Prä-Machbarkeitsstudie wurden mit Unterstützung privater Investoren bereits durchgeführt. Das Lithium ist, wie viele andere Stoffe, in den dort vorkommenden Granit eingelagert. Der Lithiumgehalt liegt nur bei einem Viertel dessen, was in Westaustralien gefördert werden kann, deshalb habe das Unternehmen eine sehr effiziente Technologie für die Extraktion entwickeln müssen. „Das ganze Lithiumerz aus Westaustralien wird zur Extraktion nach China verschifft“, sagt Smith. Das sind drei Fünftel der weltweiten Förderung. „Dort wird es bei hohen Temperaturen mit Kohle geröstet“, fügt er hinzu. Durch das Rösten werden organische Verunreinigungen entfernt. In Chengdu gebe es sieben Werke, die alle Kohle verwenden. Mit Blick auf die Art und Weise, wie Lithium dort produziert wird, rechnet er sich Chancen für sein Unternehmen aus.

Umweltverträglicher Abbau

„Ich glaube nicht, dass es auch nur ein Bergwerk auf der Welt gibt, wo batterietaugliches Lithium am Standort selbst hergestellt wird. Dadurch lassen sich die mit dem Transport des Gesteins verbundenen CO2-Emissionen vermeiden.“ Der von British Lithium entwickelte Prozess habe dagegen zwei Vorteile. Er benötige wesentlich niedrigere Temperaturen. Und der erste Teil komme ganz ohne Hitze und Chemikalien aus. Das habe man sich patentieren lassen. Es falle dabei außer Sand keinerlei Abfall an. Für das Rösten arbeite man am Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien. Auch Erdgas sei eine Option.

Aus seiner Sicht könnte das Werk in Cornwall ein Drittel des britischen Bedarfs decken, wenn die heimische Produktion von Elektroauto-Batterien erst einmal in Gang kommt. „Wir müssen Lithium auf die nachhaltigste und umweltfreundlichste Weise produzieren, nicht nur weil wir gute Corporate Citizens sein wollen, sondern weil der Markt das von uns verlangt.“ In der Lagerstätte befänden sich mehr als 100 Mill. Tonnen lithiumhaltiges Gestein. Eine tägliche Produktion von 20 800 Tonnen Lithiumcarbonat sei potenziell möglich. Die Machbarkeitsstudie dazu schlägt mit 15 Mill. Pfund zu Buche und wird privat finanziert. Derzeit läuft der Bau einer Pilotfabrik, die von der Regierung mit 3 Mill. Pfund finanziert wird. Die Gesamtkosten bis zur Fertigstellung des Projekts schätzt Smith auf 350 Mill. Pfund. Man werde wohl an den britischen Kapitalmarkt gehen, um die Schlussphase zu finanzieren. Wenn die Machbarkeitsstudie abgeschlossen und die verbliebenen Risiken eliminiert seien, soll ein Initial Public Offering stattfinden.

„Die Europäer sind uns bei der Planung von Gigafabriken für Elek­tro­auto-Batterien voraus“, sagt Smith. „Aber sie haben anscheinend vergessen, darüber nachzudenken, woher das Lithium kommen soll. Die EU-Kommission hat Lithium erst im vergangenen Jahr auf ihre Liste kritischer Rohstoffe gesetzt.“

Andrew Smith, der CEO von British Lithium, war als Projektmanager für das Projekt Cinovec der börsennotierten European Metals Holdings im tschechischen Erzgebirge tätig. Dort befindet sich dem Unternehmen zufolge die größten Lagerstätten Europas. Auch dort ist das Lithium in Granit eingelagert. Auf dem Kontinent wird bislang aber kein batterietaugliches Lithium produziert.

Die schnell wachsende Nachfrage von dort ließe sich auch aus Cornwall bedienen. Denn British Lithium ist nicht das einzige Unternehmen, das auf diesen Markt schielt. Einfacher als die Gewinnung aus Granit ist die Verarbeitung lithiumhaltiger Solen. Cornish Lithium arbeitet unter anderem an einem Projekt, bei dem „tiefe“ geothermische Quellen genutzt werden sollen, um das Batteriemetall zu gewinnen. Das heiße Wasser könne zudem zur Energiegewinnung genutzt werden. Bei einer Crowdfunding-Runde sammelte das Unternehmen diese Woche binnen 20 Minuten mehr als 6 Mill. Pfund ein. „Wir haben seit dem letzten Fundraising auf Crowdcube wesentliche Fortschritte gemacht“, sagte Chief Executive Jeremy Wrathall. Das betreffe sowohl die Geothermie als auch den Abbau von Erz. Zudem habe man staatliche Fördermittel sowie vom Crown Estate die Genehmigung für die Offshore-Suche nach lithiumhaltigen Solen erhalten.