Halbleiter

Berlin will Elmos-Deal doch stoppen

Der Verkauf der Waferfertigung an einen Halbleiterproduzenten in chinesischer Hand wird wohl untersagt. Die Elmos-Investoren finden das gar nicht gut.

Berlin will Elmos-Deal doch stoppen

ak Köln

 Die Politik macht den Verkaufsplänen von Elmos einen Strich durch die Rechnung. Der Halbleiterhersteller kündigte am späten Montagabend ad hoc an, dass die Bundesregierung wahrscheinlich den Verkauf der Waferfertigung an einen Wettbewerber in chinesischer Hand untersagen werde. Der Entscheidung werde voraussichtlich in der Kabinettssitzung am Mittwoch fallen, teilte Elmos mit. Bis dato habe das Bundeswirtschaftsministerium den be­teiligten Parteien signalisiert, dass die Transaktion wahrscheinlich genehmigt werde.

Elmos hatte im Dezember vergangenen Jahres über den Verkauf der eigenen Waferfertigung am Konzernsitz in Dortmund an den schwedischen Halbleiterproduzenten Silex Microsystems informiert. Der Kaufpreis sollte 85 Mill. Euro betragen. Elmos wäre laut Vereinbarung Eigentümerin der Gebäude und des für die Produktion notwendigen Reinraums geblieben und hätte bis mindestens 2027 Wafer aus der Fertigung bezogen.

Was vor knapp einem Jahr kein Thema war: Silex hat ihren Sitz in Schweden, gehört aber seit Mitte 2015 der chinesischen Investment-Holding GAE Ltd., einer Tochter von Sai Microelectronics. Diese hatte damals 98% der Anteile erworben, der Rest blieb beim Unternehmensgründer und CEO Edvard Kälvesten, der Silex auch heute noch führt.

Der Verkauf wichtiger Infrastruktur an chinesische Eigner wird jedoch zunehmend kritisch beäugt. Vor zwei Wochen hatte die Bundesregierung nach intensiver Debatte im Vorfeld den Verkauf einer Beteiligung an einem Terminal im Hamburger Hafen zwar genehmigt, aber grünes Licht nur für ein Paket von 24,9 statt geplanten 35% gegeben.

Geheimdienst warnte

Beim Elmos-Deal hatte nach Informationen des „Handelsblatts“ auch der Verfassungsschutz Bedenken geäußert, über die sich die Politik jedoch zunächst hinwegsetzen wollte. Die Sicherheitsbehörden sollen argumentiert haben, dass es nicht nur um den Transfer von Know-how gehe, sondern auch um Produktionskapazitäten. Jetzt hat sich die Sicht im federführenden Bundeswirtschaftsministerium offenbar geändert.

An der Börse kam das mutmaßliche Platzen des Deals nicht gut an. Der Elmos-Kurs verlor am Dienstagvormittag in der Spitze über 10%, erholte sich dann aber etwas.

Elmos dürfte jetzt an einer anderen Lösung für die Waferfertigung arbeiten. Das Unternehmen wollte sich am Dienstag über die Ad-hoc-Mitteilung hinaus jedoch nicht äußern.

Die Gründe für den geplanten Verkauf dürften nach wie vor gelten: Die Technologie im Dortmunder Werk ist für den Automobilsektor, in dem Elmos zu rund 90% seine Kunden hat, ein Auslaufmodell. In der Branche werden zunehmend Wafer mit kleineren Strukturbreiten eingesetzt, die Elmos nicht selbst herstellt, sondern zukauft. Bereits heute bezieht das Unternehmen rund 60% der benötigten Wafer von den großen sogenannten Foundries. Auf Sicht wäre das Werk in eigener Hand deshalb nicht mehr ausgelastet. Silex sei breiter aufgestellt und hätte als Weltmarktführer für MEMS-Technologie die Fertigung auch in Zukunft besser nutzen können.

Auf die in der vergangenen Woche angehobene Jahresprognose von Elmos hat ein Verbot der Silex-Transaktion keinen Einfluss. Sie war ausgeklammert worden. Der Chiphersteller hat ein bislang starkes Jahr hinter sich und hat die Umsatz- und Margenziele angesichts der hohen Nachfrage erhöht. Elmos rechnet jetzt mit einem Jahreserlös von mehr als 440 Mill. Euro, was einem Plus von mindestens 37% entsprechen würde.

Die operative Ebit-Marge soll bei rund 23% landen, wobei der Vorstand die Schwankungsbreite von plus/minus 2 Prozentpunkte recht hoch ansetzt. Nach neun Monaten lag die Ebit-Rendite bei 23,1% und hatte sich damit im Jahresvergleich um gleich 7 Prozentpunkte erhöht.

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