Halbleiterknappheit

Dämpfer für Absatz von Daimler

Der Konzern senkt wegen des Chipmangels die Jahresprognose für den Verkauf von Pkw. Dagegen steigt die Zuversicht für die Profitabilität des Lkw-Segments.

Dämpfer für Absatz von Daimler

jh München

Die Knappheit von Halbleitern hat für Daimler handfeste Konsequenzen. Der Vorstand des Stuttgarter Konzerns musste wegen der Engpässe die Absatzprognose für dieses Jahr senken. Bisher wurde für das Pkw-Segment Mercedes-Benz Cars ein deutlicher Anstieg im Vergleich mit 2020 erwartet, jetzt stellte der Vorstandsvorsitzende Ola Källenius nur noch ein Absatz auf dem Niveau des Vorjahres in Aussicht. 2020 wurden knapp 2,1 Millionen Autos verkauft. In der ersten Hälfte dieses Jahres lieferte Mercedes-Benz Cars 1,18 Millionen Einheiten aus, gut 25% mehr als im Vorjahreszeitraum. Ein Grund für den starken Anstieg ist der Basiseffekt, da der Absatz im zweiten Quartal 2020 auf dem Höhepunkt der Coronakrise um ein Fünftel gefallen war.

Im aktuellen Quartal könnte der Absatz auf dem Niveau des zweiten Quartals oder auch darunter liegen, heißt es nun. Källenius sagte in einer Telefonkonferenz mit Journalisten, Mercedes-Benz konzentriere die Allokation der knappen Chips auf größere Modelle. Das passe auch zur Strategie des profitablen Wachstums. „Grundsätzlich schauen wir eher nach oben“, fügte der Konzernchef mit Blick auf das margenträchtige Premiumgeschäft hinzu. Die Produktion der S-Klasse in Sindelfingen habe wegen fehlender Halbleiter nur kurz unterbrochen werden müssen.

„Nette Überraschung“

Das Quartalsergebnis, das die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten übertraf, hatte das Unternehmen schon in der vergangenen Woche veröffentlicht (vgl. BZ vom 16. Juli). Auch der Umsatz von 43,48 Mrd. Euro lag über dem Konsens der Schätzungen. Der Aktienkurs gab mit der Dax–Schwäche seit der Veröffentlichung des Ergebnisses um rund 5% nach. Am Mittwoch stieg er um 1,1% auf 70,84 Euro.

Während das Management die Absatzprognose senkte, korrigierte es die Renditeziele zum Teil leicht nach oben (siehe Grafik). Die angehobene Vorhersage für das Lkw-Geschäft bezeichneten die Analysten der kanadischen Bank RBC als nette Überraschung – vor allem nach den vorsichtigen Aussagen des Konkurrenten Volvo (vgl. BZ vom 21. Juli).

Den Absatz von Lkw und Bussen verdoppelte Daimler im zweiten Quartal nahezu auf knapp 117000 Fahrzeuge. Das Unternehmen hätte ohne den Chipmangel mehr herstellen können, berichtete Martin Daum, der Vorstandsvorsitzende der Daimler Truck AG. Es sei ein andauernder Kampf um Halbleiter, fügte er hinzu. „Bisher sind wir mit einem blauen Auge davongekommen.“

Für das Segment Daimler Mobility, das die Finanzdienstleistungen enthält, wird nun eine bereinigte Eigenkapitalrendite von 17 bis 19 (bisher: 14 bis 15)% erwartet. Für die bereinigte Umsatzrendite des Segments Mercedes-Benz Cars & Vans bleibt es bei der nach dem ersten Quartal auf 10 bis 12% erhöhten Spanne. Angesichts des nun stabil erwarteten Absatzes sei dies aus seiner Sicht eine Anhebung des Renditeziels, sagte Finanzvorstand Harald Wilhelm.

Dass das Zielband unterhalb der im ersten Halbjahr erreichten 13,5% liegt, begründete Wilhelm mit zunehmenden Preisen für Rohmaterialien. Der Anstieg werde in der zweiten Hälfte deutlich stärker sein als in der ersten.

„Das Gen des Sparens“

Angesichts der guten Auftragslage und des gestiegenen Ergebnisses kritisiert der Betriebsrat von Daimler das Festhalten an Sparprogrammen. Källenius entgegnete, das schwäbische Gen des Sparens könne und wolle das Unternehmen nicht aufgeben. „Wir müssen dauerhaft an der Effizienz arbeiten, in allen Kostenarten.“ Källenius wies auf den beschleunigten Wandel der Branche zur Elektromobilität hin: „Wir wollen die Zukunft früher haben.“ Das sei mit höheren Kosten verbunden.

Personen Seite 12

Daimler
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr 
in Mill. Euro20212020
Absatz (Stück in Mill.)1,461,19
Umsatz 8449967407
  Mercedes-Benz5503842145
  Daimler Trucks1867714944
  Mobility1384013551
Ebit 10933−1065
Konzernergebnis8077−1738
Ergebnis je Aktie (Euro) 7,37−1,78
Freier Cash-flow*43961631
Nettoliquidität*208639481
Beschäftigte (Anzahl)289643293688
*) Industriegeschäft Börsen-Zeitung
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