Baustoffe

Die Holcim-Show wird immer spannender

Der Schweizer Zementhersteller Holcim hat mit der angekündigten Abspaltung des US-Geschäfts den Aktienkurs schon vor Wochenfrist befeuert. Am Mittwoch folgte die Publikation eines Rekordergebnisses und das Versprechen eines weiteren im laufenden Jahr.

Die Holcim-Show wird immer spannender

Die Holcim-Show wird immer spannender

Zementkonzern profitiert von guter Branchenkonjunktur – Dem Rekordergebnis folgt das Versprechen eines nächsten

dz Zürich
https://edit.chmedia.ch/p/regio/articles/2585537/edit/canvas

Holcim hat sich vom drögen Zementhersteller zu einem Konzern mit Glamour-Faktor gemausert. Das Jahresergebnis präsentierte das Unternehmen am Mittwochmorgen in dem vom britischen Stararchitekten David Chipperfield konzipierten Neubau des Zürcher Kunsthauses. Auf den großformatigen Fotos und Schaubildern dominiert Grün statt Grau, sodass der Betrachter schnell versteht, dass Holcim nun auch in puncto Nachhaltigkeit eine unangefochtene "Spitzenposition" einnimmt.

Auf der Bühne zeigt Holcim-CEO Jan Jenisch sein Showtalent: Superlative kommen dem 58-jährigen Deutschen leicht über die Lippen. Von "Rekordergebnissen" ist die Rede. Gemeint ist der wiederkehrende Betriebsgewinn (Ebit) von 4,8 Mrd. sfr aus fortgeführten Geschäften, der im Berichtsjahr 17,6% des Umsatzes erreichte.

Die Marge ist im Vergleich zum Vorjahr um fast 8% bzw. um 1,3 Prozentpunkte gestiegen, was Jenisch mit der Nachhaltigkeitsstrategie "Wert statt Volumen", mit Änderungen am Geschäftsmodell und mit anderen Dingen erklärt.

Dabei ist Holcim derzeit nicht der einzige Zementkonzern, der Rekordergebnisse präsentieren kann. Der deutsche Konkurrent Heidelberg Materials glänzte vor Wochenfrist mit einer erstmals erreichten Rendite von 10,3% auf das eingesetzte Kapital. Damit kommt das Unternehmen nicht ganz, aber fast an Holcim (10,6%) heran. Der Grund, dass Jenisch und seine Holcim die aktuellen Rekorde nicht allein feiern können, ist simpel. Die Zementhersteller erleben eine phänomenale Branchenkonjunktur. Die Preise für den Baustoff bewegen sich schon seit drei Jahren kräftig nach oben und sind auch 2023 wieder gestiegen.

Über diesen Rückenwind spricht Jenisch ungern und nur wenn er explizit danach gefragt wird. Stattdessen beglückwünscht er sich und Holcim zum "ausgezeichneten Ertragsprofil" mit dem jungen, CO2-sparenden Geschäftsbereich Produkte und Lösungen, der seinen Anteil am Konzernumsatz 2023 auf 21% zu steigern vermochte. Damit liegt Holcim im Plan der "Strategie 2025", die einen Umsatzanteil des Bereichs von 30% vorsieht.

Interessant ist, wie es weitergeht. In Europa werden die Zementhersteller die Milliardeninvestitionen in den nächsten Jahren zunehmend allein, also ohne staatliche Hilfen stemmen müssen. Aber es gibt auch Nordamerika. Dort plant Holcim in der via Börsengang in den USA zu verselbständigenden Einheit ein kräftiges Wachstum, nach dem Motto: Volumen statt Wert. Die Vereinigten Staaten verteilen derzeit Hunderte von Milliarden an Subventionen an Unternehmen, die dem Land helfen, die Infrastruktur zu erneuern.

Für den Shareholder Value von Holcim ist der Börsenplan in den USA zentral. Allein dessen Ankündigung hat den Aktienkurs in den vergangenen Tagen um mehr als 10% auf über 70 sfr steigen lassen. Am Mittwoch folgte die Ankündigung einer höheren Dividende, eines weiteren Aktienrückkaufs und das Versprechen eines weiteren Rekordgewinns im laufenden Jahr.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.