Energieversorger

Eon will schwachen Auftakt zügig wettmachen

Die hohen Beschaffungskosten für Energie im Vertriebsgeschäft haben dem Eon-Ergebnis im ersten Quartal zugesetzt. Um die Jahresprognose macht sich der Vorstand dennoch keine Sorgen.

Eon will schwachen Auftakt zügig wettmachen

ak Köln

 Die explodierenden Energiepreise haben das Zahlenwerk von Eon zu Jahresbeginn erheblich geprägt. Der Energieversorger und Netzbetreiber wies zwar einen um 60% höheren Umsatz aus, doch das bereinigte Ebitda sank um 15% auf knapp 2,1 Mrd. Euro. Das lag vor allem daran, dass Eon die hohen Beschaffungskosten im Energievertrieb noch nicht an die Kunden weitergeben konnte. Die daraus folgende Ergebniseinbuße in der Sparte Kundenlösungen – das bereinigte Ebitda sank um 44% auf 414 Mill. Euro – sei jedoch temporär und werde im Jahresverlauf voraussichtlich aufgeholt werden, wie der Vorstand betonte. Der Effekt betraf vor allem das Geschäft in Deutschland. Hier ging das Ergebnis in der Sparte Kundenlösungen im ersten Quartal um zwei Drittel zurück.

Ganz anders dagegen verlief das Netzgeschäft im Heimatmarkt. Hier verbesserte sich das Quartalsergebnis im Jahresvergleich. Eon erläuterte, dass negative Ergebniseffekte der Vorjahre in diesem regulierten Geschäft aufgeholt worden seien, Synergien realisiert werden konnten und die weiter wachsende Vermögensbasis infolge zusätzlicher Investitionen zum Tragen komme. Allerdings wurde die positive Ergebnisentwicklung in Deutschland durch nach Eon-Angaben temporäre Einbußen in Schweden, Osteuropa und der Türkei leicht überkompensiert.

„Extrem zuversichtlich“

CFO Marc Spieker betonte denn auch in einem Analystencall, dass Eon kein Fragezeichen an die Gesamtjahresprognose setze. „Wir sind extrem zuversichtlich, was unsere Ziele für 2022 angeht.“ Der Dax-Konzern rechnet unverändert unter anderem mit einem bereinigten Ebitda zwischen 7,6 und 7,8 Mrd. Euro.

Spieker verwies auch darauf, dass die Berechenbarkeit staatlicher Interventionen in den von Eon bearbeiteten Märkten in der jüngsten Zeit stark zugenommen habe. „Wir haben sehr vernünftige Entscheidungen sowohl in den regulierten als auch in voll liberalisierten Märkten in den vergangenen Wochen gesehen“, sagte der CFO und spielte dabei auf die politischen Maßnahmen an, die hohen Energiepreise für Verbraucher abzufedern.

Aktienkurs dreht

Eon hatte die Investoren auf ein schwächeres erstes Quartal bereits vorbereitet. Der Aktienkurs des Konzerns fuhr am Mittwoch dennoch Achterbahn. Nach einem Verlust von bis zu 4 % am Morgen drehten die Titel gegen Mittag deutlich ins Plus.

Spieker unterstrich in der Telefonkonferenz, dass die Robustheit von Eons Geschäftsmodell darauf beruhe, dass das regulierte Netzgeschäft nicht nur gegen steigende Energiekosten abgesichert sei, sondern auch inflationsgeschützt sei. Es trägt den wesentlichen Teil des operativen Eon-Ergebnisses.

In einigen derzeit noch kleinen Zukunftsgeschäften verzeichnete Eon darüber hinaus im ersten Quartal eine dynamische Entwicklung. So kletterte das Ebitda im Geschäftsbereich Energy Infrastructure Solutions – hier betreibt der Konzern im Auftrag von Kunden dezentrale Erzeugungsanlagen – um 14 % auf 200 Mill. Euro. Die Umsätze des Geschäftsfelds Future Energy Home seien um 30% auf 250 Mill. Euro gestiegen. Die Erlöse mit nachhaltigen Mobilitätslösungen seien um 150% geklettert, allerdings nannte Eon hier keine Basis. Sie dürfte derzeit noch klein sein.

Pensionsrückstellung sinkt

Eon  hat  auf  die  Beteiligung  an der russischen Gaspipeline Nord Stream 1­ eine Wertberichtigung um rund 250 Mill. Euro vorgenommen, wie Spieker erläuterte. Die Beteiligung von 15,5% wird im Planvermögen für Pensionen gehalten. Die Abschreibung sei im sonstigen Ergebnis im Eigenkapital ergebnisneutral erfasst worden, heißt es im Zwischenbericht.

Die Pensionsrückstellungen von Eon haben sich dagegen durch die gestiegenen Rechnungszinsen um 1,4 Mrd. auf 4,7 Mrd. Euro deutlich reduziert. Die Nettofinanzschulden dagegen stiegen um 1,5 Mrd. auf 26,2 Mrd. Euro an, da der Konzern durch kurzfristige Finanzierungen und die Bondemissionen die Liquidität erheblich ausbaute.

Spieker wies darauf hin, dass Eon den größten Teil des Refinanzierungsbedarfs für dieses Jahr bereits im ersten Quartal gedeckt habe. Der Konzern hat Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 2,8 Mrd. Euro begeben, davon 2,3 Mrd. Euro als grüne Bonds. Bei gut 2 Mrd. Euro hat sich der Versorger dabei Kupons von unter 1 % sichern können.

Eon
Konzernzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz29 50718 402
Bereinigtes Ebitda2 0842 445
Bereinigtes Ebit1 3921 655
Periodenüberschuss9691 019
 ohne Anteile Dritter830801
Ergebnis je Aktie (Euro)0,320,31
Investitionen790971
Operativer Cashflow−644−589
Wirtschaftliche Nettoschulden38 85738 773
Liquide Mittel8 9885 965
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