Erneuerbare Energien

Frankreich hat seinen ersten Offshore-Windpark

31 Jahre nachdem der erste Offshore-Windpark in Dänemark ans Netz gegangen ist, hat Frankreich seinen ersten Windpark im Meer vor Saint-Nazaire eingeweiht.

Frankreich hat seinen ersten Offshore-Windpark

wü Paris

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Donnerstag den ersten Offshore-Windpark des Landes vor der Küste von Saint-Nazaire eingeweiht − 31 Jahre nachdem in Dänemark der erste Windpark im Meer ans Netz gegangen ist. Die 80 Windkrafträder des ersten französischen Offshore-Parks sollen Ende des Jahres in Betrieb genommen werden und auf eine Leistung von 480 Megawatt (MW) kommen. Damit sollen sie rund 20 % des Strombedarfs des Départements Loire-Atlantique decken können.

Den Startschuss für den ersten französischen Windpark hatte Ex-Präsident Nicolas Sarkozy bereits 2011 mit einer entsprechenden Ausschreibung gegeben, die Stromriese EDF (Électricité de France) ein Jahr später gewann. Wegen etlicher Rechtsstreitigkeiten, administrativer Probleme und der Überarbeitung der Verträge dauerte es zehn Jahre, bis der Windpark fertiggestellt werden konnte.

Frankreich hofft nun, seinen Rückstand bei Offshore-Windparks in den kommenden Jahren aufholen zu können. So baut ein von EDF angeführtes Konsortium gerade zwei weitere Windparks vor der Küste von Fécamp und Courseulles-sur-mer in der Normandie mit einer Leistung von 497 MW und 468 MW. Sie sollen Ende 2023 und Ende 2024 ans Netz gehen. Ein von Iberdrola vor der Küste von Saint-Brieuc in der Bretagne geplanter Windpark soll ebenfalls ab Ende nächsten Jahres Strom produzieren.

EDF und Engie entwickeln weitere Offshore-Projekte vor den Küsten der Bretagne und der Normandie. Insgesamt sind die Ausschreibungen für sieben Projekte entschieden. Frankreichs künftige Windparks könnten 2028 auf eine Leistung von 3,6 Gigawatt (GW) kommen, das Doppelte der Leistung des 2020 stillgelegten Atomkraftwerks im elsässischen Fessenheim. Im Vergleich zu anderen Ländern wird Frankreich in Sachen Offshore-Windkraft damit trotzdem weiter hinterherhinken, denn Großbritanniens Offshore-Windparks kamen schon Ende 2020 auf eine Leistung von 10 GW und Deutschlands auf 7,8 GW.

Macron will nicht nur den Bau neuer Atomkraftwerke, sondern auch den Ausbau der erneuerbaren Energien beschleunigen. „Wir müssen doppelt so schnell sein wie bisher“, sagte er bei der Einweihung des Offshore-Windparks vor Sainte-Nazaire. Denn der Energiebedarf Frankreichs dürfte seinen Angaben zufolge bis 2050 um 40 % steigen. Um ihn decken zu können, will Macron bis dahin mindestens sechs EPR-Druckwasserreaktoren einer neuen Generation sowie 50 Offshore-Windparks mit einer Leistung von 40 GW bauen lassen. Während er den Anteil von Solarenergie bis dahin verzehnfachen will, will er die Leistung von Windparks an Land erst innerhalb der nächsten 30 Jahre verdoppeln. In Frankreich laufen Bürger und viele Politiker Sturm gegen Windräder.

Um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu beschleunigen, will die Regierung am Montag im Ministerrat einen Gesetzentwurf präsentieren. Er soll helfen, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromversorgung von zuletzt 19 % zu steigern. Dabei helfen sollen beschleunigte Genehmigungsverfahren. Denn sie dauern derzeit im Schnitt für Solaranlagen fünf Jahre, für Windkraftanlagen an Land sieben Jahre und für Offshore-Windparks zehn.

Die Aktie von EDF schloss Donnerstag an der Börse von Paris nahezu unverändert bei 11,91 Euro, während der CAC 40 um 1,5 % nachgab.

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