Gasspeicher-Verband

„Gasmangel unwahrscheinlich“

Der Gasspeicher-Verband (Ines) hält eine Gasmangellage in diesem Winter für äußerst unwahrscheinlich. Nur bei extrem niedrigen Temperaturen könne sie nicht vollständig ausgeschlossen werden, erklärt der Verband.

„Gasmangel unwahrscheinlich“

cru Frankfurt

Der Gasspeicher-Verband (Ines) hält eine Gasmangellage in diesem Winter für äußerst unwahrscheinlich. Nur bei extrem niedrigen Temperaturen könne sie nicht vollständig ausgeschlossen werden, erklärt der Verband. Bei Normaltemperaturen könnten auch die Speicher für den nächsten Winter 2023/24 schnell wieder gefüllt werden und noch vor dem nächsten Herbstbeginn 100% erreichen.

Nur im Fall eines jetzt kalten Winters sowie eines kalten Septembers und Oktobers im nächsten Jahr könne es schwierig werden, die Speicher wie vorgegeben zum 1. November 2023 zu 95% zu füllen. Als Grundlage für seine Szenarien nimmt der Verband an, dass Gas aus Russland in etwa in den Mengen nach Europa kommt, wie es derzeit der Fall ist. Zudem wird ein geringerer Verbrauch (temperaturbereinigt) von Gas in Europa wie zuletzt beobachtet angenommen.

Auch wird vom geplanten Ausbau der Gasinfrastruktur mit neuen Flüssiggas-Terminals etwa in Deutschland ausgegangen. Deutschland hat den Bau des ersten Import-Terminals für verflüssigtes Erdgas gerade abgeschlossen und damit einen Meilenstein in den Bemühungen gesetzt, seine Energieabhängigkeit von Russland zu beenden. Die Fertigstellung des Terminals in Wilhelmshaven an der Nordsee trägt dazu bei, die Befürchtungen zu zerstreuen, dass Europas größte Volkswirtschaft mit viel Gas verbrauchenden Unternehmen wie BASF, Heidelberg Materials oder Covestro in diesem Winter mit Gasrationierungen konfrontiert sein könnte. Seit Moskaus Einmarsch in die Ukraine am 24. Februar, der in der Folge zu einem starken Rückgang der russischen Gaslieferungen führte, bemüht sich Deutschland um den Aufbau einer neuen Infrastruktur für den Gasimport.

Deutschland verbraucht rund 100 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr. Davon kam bisher die Hälfte aus Russland, spätestens nach dem mutmaßlichen Sabotageakt gegen die beiden Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee aber fast gar nichts mehr. Dabei entfällt laut Eurostat und dem Energiebranchenverband BDEW rund die Hälfte vom Gasverbrauch auf die Industrie und die Stromerzeugung mit 37 % bzw. 12 %.

Das Gas, das nicht mehr aus Russland geliefert wird, muss nun aus anderen Quellen kommen, damit die üblichen 100 Mrd. Kubikmeter zur Verfügung stehen. So wird Flüssiggas per Tanker angeliefert und auf schwimmenden LNG-Terminals re­gasifiziert. In Wilhelmshaven und Brunsbüttel beginnt das Anfang 2023. In Stade und Lubmin geht es Ende 2023 los. Insgesamt können die Anlagen dann rund 20 Mrd. Kubikmeter Gas im Jahr liefern. Das LNG soll aus den USA, Australien, Malaysia, Nigeria, Senegal, Angola, Oman und den Vereinigten Arabischen Emiraten kommen.

Ein weiterer Baustein, um fehlende russische Lieferungen zu ersetzen, sind die 60 Mrd. Kubikmeter, die Norwegen über drei Pipelines nach Deutschland liefern kann. Weitere 12 Mrd. Kubikmeter werden aus dem von Erdbeben gefährdeten Gasfeld Groningen in den Niederlanden erhofft. Hinzu kommt eine Kapazität der Gasspeicher von 23 Mrd. Kubikmetern. Im bevorstehenden Winter werden sie voraussichtlich vollständig geleert.

Haushalte und Industrie sollen über die Gaspreisbremse bis zum Frühjahr 2024 mit insgesamt 54 Mrd. Euro entlastet werden. Davon würden etwa 33 Mrd. Euro Haushalten und Gewerbe zufließen und 21 Mrd. Euro der Industrie, heißt es in einem ersten Entwurf des Gesetzes zur Gaspreisbremse, der der Börsen-Zeitung vorliegt. „Bei diesen Schätzungen ist jedoch die Unsicherheit durch die Preisentwicklung zu berücksichtigen“, warnt das Wirtschaftsministerium in dem Dokument.