Pharmazulieferer

Gerresheimer erhöht das Wachstumstempo

Der Hersteller von Spritzen und Inhalatoren wächst stark. Die Marge kann noch nicht ganz mithalten. Für 2023 verbreitet der Vorstand viel Optimismus.

Gerresheimer erhöht das Wachstumstempo

Gerresheimer ist im vergangenen Jahr stärker gewachsen als erwartet. Der Hersteller von Spritzen, Impfstofffläschchen und Inhalatoren steigerte den Umsatz um 21% auf 1,8 Mrd. Euro, organisch betrug das Plus 16%. In einer Telefonkonferenz legte CFO Bernd Metzner dar, dass mehr als die Hälfte des Wachstums auf höhere Mengen zurückzuführen sei, der Rest seien fast ausschließlich nachhaltige Preiserhöhungen. Konzernchef Dietmar Siemssen sprach von einer vollen Pipeline: „Unser Auftragsbestand ist auf Rekordniveau.“

Das Unternehmen hat die Kapazität von „Ready-to-Fill“-Lösungen für Spritzen und Fläschchen erhöht und die Anlagen für einen neuen Auftrag über Autoinjektoren aufgebaut. 2023 will Gerresheimer die Investitionen noch einmal steigern. Dem Geschäftsbericht ist zu entnehmen, dass der Vorstand vor allem Produktion in Nordamerika ausbaut. Hier will Gerresheimer die Auftragsfertigung ausweiten, die Kunststoff-Spritzenkapazitäten ausbauen und die mit staatlichen Zuschüssen subventionierte Kapazitätserweiterung für Glasfläschchen vorantreiben.

Der MDax-Konzern peilt für 2023 erneut ein Plus in Umsatz und bereinigtem Ebitda von mehr als 10% an. Die Ambition für das bereinigte Ergebnis je Aktie fällt dagegen etwas ab: Es soll im niedrigen einstelligen Prozentbereich und damit schwächer als im Vorjahr zulegen. Unter anderem erwartet Gerresheimer höhere Finanzierungskosten, da sich der Konzern im Wesentlichen über Schuldscheindarlehen mit variablen Zinssätzen finanziert. Mit einem Volumen von knapp 800 Mill. Euro entfallen zwei Drittel der Finanzschulden auf dieses Instrument.

Gerresheimer sieht sich auch auf gutem Weg, die nochmals bestätigten Mittelfristziele zu erreichen. In puncto Wachstumstempo – avisiert wird ein Plus von mehr als 10% – befindet sich der Pharmazulieferer bereits voll auf Kurs. Anders verhält es sich mit der Ergebnisseite. Gerresheimer hat im abgelaufenen Geschäftsjahr zwar das Wachstumsziel für das bereinigte Ebitda mit einem Plus von gut 10% etwas übertroffen, die Marge allerdings ging angesichts des noch stärkeren Erlöswachstums auf unter 20% zurück. Vom Mittelfristziel einer Rendite zwischen 23 und 25% ist das Unternehmen damit noch ein gutes Stück entfernt.

Für das laufende erste Quartal des neuen Geschäftsjahres versprach Konzernchef Siemssen jedoch eine Trendwende. Die Marge soll im Jahresvergleich wieder steigen. „Nach einem starken Abschluss des Jahres 2022 hatten wir einen guten Start in das Jahr 2023.“

Für den abgelaufenen Turnus will Gerresheimer den Aktionären eine unveränderte Dividende von 1,25 Euro zahlen. Das entspricht einer Ausschüttungsquote von 27%, gemessen am bereinigten Ergebnis je Aktie von 4,61 Euro. Bei den Aktionären kam die Bilanzvorlage am Donnerstag gut an. Gerresheimer setzten sich mit einem Kursplus von fast 5% an die MDax-Spitze.

Etwas gedämpfter läuft es bei dem Konzern einzig in der Sparte Advanced Technologies, in der Gerresheimer smarte Geräte wie vernetzte Mikropumpen für die Darreichung von Medikamenten entwickelt. Den geplanten Break-even hat der Vorstand mittlerweile erneut von 2024 auf 2025 verschoben. Ursache sei eine Verzögerung beim Projekt mit SQ Innovation um sechs Monate, wie Siemssen auf Nachfrage sagte. Hier geht es um eine Mikropumpe für einen Wirkstoff zur Behandlung von Ödemen bei Herzinsuffizienz. Der Zulassungsantrag bei der zuständigen US-Arzneimittelaufsicht FDA soll in den kommenden Wochen eingereicht werden. Advanced Technologies fuhr 2022 rund 12 Mill. Euro operativen Verlust ein.

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