Geschäftsreisen-Dienstleister

Global Business Travel vor Listing

Der große Hype um Spacs hat sich abgekühlt. Nur wenigen dieser Übernahmevehikel gelingt noch eine Übernahme. Jetzt kommt der ehemals zu American Express gehörende Geschäftsreisen-Dienstleister Global Business Travel Group per Spac-Fusion an die New Yorker Börse – in einer schwierigen Zeit.

Global Business Travel vor Listing

cru Frankfurt

Im Laufe der kommenden drei Wochen wird der Geschäftsreisen-Dienstleister American Express Global Business Travel an der New Yorker Börse gelistet, wie das Unternehmen ankündigt. Die Firma kommt über den Zusammenschluss mit dem Spac (Special Purpose Acquisition Company) Apollo Strategic Growth Capital an die Börse. Die beiden fusionieren mit einer Pro-forma-Marktkapitalisierung von 5,3 Mrd. Dollar.

Damit handelt es sich um eine der wenigen noch gelingenden größeren Spac-Übernahmen. Nach dem Hype in den Jahren 2020 und 2021 gab es seit Anfang 2022 kaum noch neue Spacs. Auch die Fusionen sind abgeflaut, weil Investoren sich kaum noch an den flankierenden Kapitalerhöhungen beteiligen wollen. Dazu beigetragen haben auch die erhöhten Transparenzanforderungen, die die US-Börsenaufsicht SEC und europäische Regulierer inzwischen stellen.

In den vergangenen sechs Jahren hatte American Express GBT bereits zahlreiche Zukäufe getätigt – darunter die Reisebuchungs-Softwarefirma KDS, die Londoner Event-Marketing-Agentur Banks Sadler und den Geschäftsreisen-Manager HRG (Hogg Robinson Group). Das Unternehmen bietet eine der größten Business-to-Business-Plattformen für Geschäftsreisen. Sie stellt Unternehmen Software und Dienstleistungen für das Management von Geschäftsreisen, der Reisekostenabrechnung sowie für Treffen und Events zur Verfügung.

1,2 Mrd. Dollar Erlös

Die Spac-Fusion hat einen Bruttoerlös von 1,2 Mrd. Dollar eingebracht, einschließlich einer PIPE-Investition (Private Investment in Public Equity) in Höhe von 335 Milll. Dollar, zum Standardausgabepreis von 10 Dollar pro Stammaktie – mit Schlüsselinvestoren wie Apollo, Ares und HG Vora. Seitdem gehören diese Investoren zusammen mit dem Zahlungsdienstleister American Express Company, dem Online-Reiseunternehmen Expedia Group und dem Reiseinvestitionsspezialisten Certares zu den Aktionären. Nach dem rechtlich wirksamen Abschluss der Transaktion wird das kombinierte Unternehmen in „Global Business Travel Group“ umbenannt.

Der Markt, in dem sich GBT betätigt, hat es noch immer schwer. In den USA ist das Volumen der Geschäftsreisen derzeit nur ungefähr halb so groß wie vor der Pandemie im Jahr 2019.

Auch für Spacs als Anlageklasse ist eine schwierige Zeit angebrochen. An der Börse notieren 575 Spacs, die noch kein Übernahmeziel gefunden haben. „Sollten sie Erfolg haben, würden sie neue börsennotierte Unternehmen in einem Tempo gründen, wie es seit dem Dotcom-Boom der späten 1990er Jahre nicht geschehen ist“, konstatiert Hugh MacArthur von der Unternehmensberatung Bain&Company. „In der Tat machen die 575 „suchenden Spacs“ etwa 12 % der mehr als 4000 börsennotierten Unternehmen in den USA aus.“

Dass alle Spacs noch ein Übernahmeziel finden, erscheine jedoch unwahrscheinlich. Bei dem Tempo der Spac-Fusionen im vierten Quartal 2021 wären mehr als 200 Spacs bis März 2023 zur Liquidation gezwungen. Die langfristigen Auswirkungen von Spacs auf die Buy-out-Welt seien schwer zu beurteilen. Bisherige Spac-Transaktionen hätten auf auffällige, wachstumsstarke Venture-Unternehmen gesetzt und nicht auf die größeren, etablierten Unternehmen, die in Buy-out-Portfolios zu finden sind. Möglicherweise werde sich das ändern, wenn sich der Spac-Markt entwickelt, aber angesichts der Volatilität ist es schwierig, ihre Dauerhaftigkeit einzuschätzen.

Spacs schlechter als S&P 500

Die Kursentwicklung der Spacs spricht nicht für sie. Eine Bain-Analyse der Marktrenditen für verschiedene Kohorten von Spacs zeigt, dass sie in den letzten zwei Jahren deutlich hinter dem S&P 500 liegen. Wie sich der Markt in den nächsten 6 bis 24 Monaten entwickeln wird, wird wahrscheinlich über die langfristige Stabilität der Spac-IPO-Emissionen und ihre Auswirkungen auf die Private-Equity-Branche entschieden.

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