Internet-Riese

Google buttert Geld in Cloud-Sparte

Die Google-Mutter Alphabet nimmt im Cloud-Geschäft Anlaufverluste in Kauf, um Marktanteile zu gewinnen, und hat hierzulande vor allem die Finanzbranche im Visier, wo Deutsche Bank, Commerzbank und Deutsche Börse zu den Kunden zählen. Rasant wachsende Werbeeinnahmen machen es möglich.

Google buttert Geld in Cloud-Sparte

hei Frankfurt

Der Alphabet-Konzern hat das zweite Coronajahr mit einem starken Schlussquartal beendet. Umsatz- und Ergebniswachstum schlugen die Erwartungen des Marktes, was vor allem dem robusten Kerngeschäft mit Internet-Werbung zu verdanken ist. Die Google-Sparte, die noch immer für 80% vom Konzern steht, steigerte die Erlöse um 32% auf 61 Mrd. Dollar. Noch mehr Dynamik zeigte allerdings das Cloud-Geschäft, in dem Google später als die großen Rivalen Amazon und Microsoft gestartet war, dies nun allerdings mit einer aggressiven Wachstumsstrategie wettmacht. Die Alphabet-Aktie schoss im frühen Handel um mehr als 6% in die Höhe. Die Marktkapitalisierung schwoll auf 1,94 Bill. Dollar an.

Die Cloud-Plattform erzielte einen Umsatzzuwachs von 45% auf 5,5 Mrd. Dollar und macht damit bisher erst 7% von Googles Geschäft aus. Aber der Konzern wittert hier die Chance, seine marktführenden Kapazitäten in künstlicher Intelligenz (KI) einzusetzen und so die reine Infrastrukturdienstleistung, das Hosting, mit höhermargigen Produkten zu veredeln. Als wichtige Zielgruppe vor allem hierzulande hat Google die Finanzindustrie ins Visier genommen und strebt in der Branche die Marktführerschaft an, wie Joachim Wuest, Head of Financial Services, Google Cloud Germany, schon vor mehr als einem Jahr im Interview der Börsen-Zeitung sagte (vgl. BZ vom 14.11.2020). Wuest sagte schon damals, Google sei dabei „auf gutem Weg“.

Nach der Deutschen Börse und der Commerzbank, die schon seit längerem die Dienste von Google Cloud nutzen, hat das Big-Tech-Unternehmen 2020 auch bereits Finanz Informatik Technology Services (FI-TS), die Tochter des Sparkassen-IT-Dienstleisters Finanz Informatik (FI), sowie die Deutsche Bank als Kunden akquiriert. Mit der Deutschen Bank gibt es eine strategische Partnerschaft, in deren Verlauf beide Seiten gemeinsam Produkte entwickeln wollen. Die IT deutscher Banken gilt als Eldorado in der Softwarebranche, weil dort noch immer vielfach überalterte und proprietäre Systeme vorhanden sind, ein Wildwuchs, der den Kostenblock der Banken erhöht. An der Umstellung auf die Cloud wollen viele große Player wie SAP, Microsoft oder eben Google mitverdienen. Dabei ist insbesondere die Alphabet-Tochter traditionell bereit, in neuen Geschäftszweigen hohe Anlaufverluste in Kauf zu nehmen. Neben Google Cloud verloren auch andere Sparten, die im Entwicklungsstadium sind, darunter Waymo, zusammen 1,45 Mrd. Dollar. Insgesamt kamen die Einnahmen von Alphabet von Oktober bis Dezember um 32% auf 75 Mrd. Dollar voran, das operative Ergebnis stieg um 38% auf 21,9 Mrd., netto blieben 20,6 Mrd. Dollar hängen (+35%).

Alphabet
Konzernzahlen nach US-GAAP
in Mill. Dollar20212020
Umsatz257637182527
Operative Kosten178923141303
Operatives Ergebnis7871441224
Konzernergebnis7603340269
Ergebnis je Aktie (Dollar)112,258,61
Operativer Cash-flow9165265124
Quelle: UnternehmenBörsen-Zeitung
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