Baustoffe

Heidelberg Materials will von Aufspaltung nichts wissen

Konkurrent Holcim will das Nordamerika-Geschäft abspalten und als eigenständige Gesellschaft an die Börse führen. Nicht so Heidelberg Materials. "Das ist keine Option für uns", stellt der Vorstandschef klar.

Heidelberg Materials will von Aufspaltung nichts wissen

Heidelberg will von Abspaltung nichts wissen

Baustoffkonzern erwägt Listing in den USA – Aktienrückkauf über 1,2 Mrd. Euro

hek Frankfurt

Der Baustoffhersteller Heidelberg Materials hat keine Pläne, den Konzern regional aufzusplitten. "Das ist keine Option für uns", stellt Vorstandschef Dominik von Achten klar. Damit setzen sich die Heidelberger klar vom Konkurrenten Holcim ab, der angekündigt hat, sein Nordamerika-Geschäft abzuspalten und als eigenständige Gesellschaft an die Börse zu führen.

"Ein Global Player ist ein echtes Asset", betont von Achten bei der Präsentation der 2023er-Zahlen. Denn es gebe "riesige Synergien" etwa beim Thema Nachhaltigkeit. So komme die Verringerung des CO2-Ausstoßes um 3% im vergangenen Jahr gerade aus den Emerging Markets. Von Achten ist sich aber bewusst, dass Bau-Assets in Nordamerika an der Börse viel höher bewertet werden als in Europa. Dieses Thema gebe es seit Jahrzehnten und sei offenbar der eigentliche Antrieb für die Aufspaltungspläne von Holcim. Vor dem Hintergrund denken die Heidelberger nun über einen Börsengang jenseits des Atlantiks nach. Man schaue sich verschiedene Szenarien an, um von der höheren US-Bewertung zu profitieren, sagt von Achten in der Analystenkonferenz. Das reiche von einer größeren Transparenz über die Performance in den USA bis zu einem Listing des Konzerns in den Staaten.

Weiteres Aktienrückkaufprogramm

Am Mittwochabend kündigte der Konzern ein weiteres Aktienrückkaufprogramm an, das mit 1,2 Mrd. Euro bis Ende 2026 um 20% größer ausfällt als das vorherige. Die erste Tranche soll nach der Hauptversammlung im Mai 2024 starten. Das alte Programm über 1 Mrd. Euro wurde im Oktober 2023 abgeschlossen. Die Dividende werde steigen, sagt von Achten, doch ist die Höhe noch offen. Für 2022 wurden 2,60 Euro ausgeschüttet.

Für das laufende Jahr stellt Heidelberg Materials zwischen 3,0 Mrd. und 3,3 Mrd. Euro Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (2023: 3,02 Mrd. Euro) und steigende Umsätze (2023: 21,2 Mrd. Euro) bei stagnierenden Volumina in Aussicht. Das Wachstum komme, unterstützt von Akquisitionen, aus Nordamerika und Asien/Pazifik, erläutert von Achten. Im Fokus stünden weiterhin Preiserhöhungen und striktes Kostenmanagement. Rückenwind erwartet der Konzern von den Energiekosten, denn die Strompreise kämen überall zurück. Im vergangenen Jahr sank die Energierechnung laut CFO René Aldach um eine halbe Mrd. auf 2,7 Mrd. Euro, was allerdings nur zum Teil (200 Mill. Euro) tieferen Preisen zu verdanken ist. Noch immer lägen die Energiekosten weit über früheren Niveaus von rund 2 Mrd. Euro.

Der weltweit erste Net-Zero-Zement soll im nächsten Jahr verfügbar sein. Er gilt dank der neuen Abscheidungsanlage (CCS) im norwegischen Werk Brevik als CO2-frei.

Um weitere CCS-Projekte aus dem Bahnhof zu schieben, brauche man einen CO2-Preis von 75 bis 100 Euro, meint von Achten mit Blick auf die zuletzt stark gesunkenen Preise. Die CCS-Projekte werden in hohem Maße subventioniert. Auf längere Sicht stellt sich der CEO auf einen Rückgang der Förderquote auf 50% ein, in Brevik sind es 85%.

Wachsen will Heidelberg Materials weiter über Zukäufe: "Unser Akquisitionshunger ist groß", sagt von Achten. Es gebe genügend Kaufobjekte, aber die Ziele müssten finanzielle und Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Bei Übernahmen sei der Konzern auf kleinere und mittlere Targets fokussiert, wenngleich der Vorstandschef einen größeren Zukauf nicht ausschließt.

Bei den 2023er-Geschäftszahlen ragt die auf 10,3 (2022: 9,1)% gestiegene Rendite auf das eingesetzte Kapital heraus. Erstmals sei die Marke von 10% überschritten worden, sagt von Achten. Die operative Marge vor Abschreibungen kam um 2,4 Prozentpunkte auf 20,1% des Umsatzes voran. Sie kehrt damit in den Zielkorridor von 20 bis 22% zurück, bleibt aber unter dem Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Etwas mehr als die Hälfte des Geschäftsergebnisses (4,26 Mrd. Euro) kam im freien Cashflow (2,16 Mrd. Euro) an, wie Aldach berichtet. Das habe dazu beigetragen, den Verschuldungsgrad auf das 1,24-Fache des Gewinns vor Abschreibungen zu drücken. Damit liegt die Kennzahl unter der Zielspanne von 1,5 bis 2,0. Einen markanten Gewinnsprung von 59% erzielte der Baustoffkonzern in West- und Südeuropa – trotz mauem Absatz in der Region.

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