Jeffrey Diehl

Inflation wird Hauptrisiko für Private Equity

Die Private-Equity-Branche boomt wie nie zuvor. Als ausgereizt geltende Aktienbewertungen und niedrige Anleiherenditen treiben Großanleger auf Renditesuche in die Arme der Finanzinvestoren. Doch auch bei den Buy-out-Deals werden schon Rekordpreise gezahlt. Es wächst die Furcht vor einem Einbruch.

Inflation wird Hauptrisiko für Private Equity

cru Frankfurt

Nie zuvor wurde so viel in Private Equity investiert. Die Kapitalzusagen der Großanleger an Finanzinvestoren für die Akquisition nichtbörsennotierter Unternehmensbeteiligungen – im Fachjargon „Dry Powder“ genannt – sind auf den Rekordwert von global 3,3 Bill. Euro gestiegen. Gleichzeitig haben die Kaufpreise ein Rekordniveau er­reicht. Laut Index des europäischen Private-Equity-Hauses Argos Wityu wurde zur Jahresmitte für hiesige Mittelständler das 11,6-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) gezahlt – doppelt so viel wie 2009.

Damit wächst auch das Risiko eines Einbruchs der Bewertungen. Zumindest erwartet das der US-Private-Equity-Investor Adams Street Partners. „Die größte Gefahr für die Private-Equity-Branche ist, dass die Inflation steigt. Dann müssten die künftig erwarteten Erträge der Unternehmen in der Gegenwart geringer bewertet werden. Unternehmen müssen dann Vormaterial teurer einkaufen und ihre Beschäftigten besser bezahlen. Nicht alle können diese Kostensteigerung als Preissteigerung an die Kunden weitergeben. In der Folge müssten die Rekordbewertungen korrigiert werden“, warnt Jeffrey Diehl, CEO von Adams Street Partners, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Das Nullzinsumfeld habe auch über den verstärkten Einsatz von billigem Fremdkapital die Preise für Unternehmen nach oben getrieben. Meist werden die Private-Equity-Deals zur Hälfte über Kredite finanziert. Auch Adams Street Partners hat beim Fundraising Rekordsummen eingesammelt. Das US-Private-Equity-Haus verwaltet inzwischen rund 45 Mrd. Dollar für Investoren in Private-Equity-Fonds, Co-Direktinvestments, Private Debt, Growth Equity und Wagniskapital.

Bisher sehr gute Rendite

Adams Street Partners hat über die diversen Anlagestrategien hinweg nach eigenen Angaben in den vergangenen drei Jahren per Ende März 2021 eine Wertentwicklung von 23,7% abgeliefert. Die Firma unterhält bereits seit 2005 Kundenbeziehungen mit deutschen Investoren und zählt unter anderem einige der größten Pensionskassen und Versorgungswerke hierzulande zu ihren Kunden. Seit 2017 hat man ein eigenes Büro in Deutschland, das von Martin vom Hagen geleitet wird, der auch zum Partnerkreis gehört.

Adams Street Partners selbst verfügt über rund 11 Mrd. Dollar an noch nicht investierten Kapitalzusagen. Typischerweise werden jedes Jahr rund 3 Mrd. Dollar direkt in Unternehmen sowie weitere 3 Mrd. Dollar in diverse Fonds investiert. „Der Boom für unsere Branche führt dazu, dass neu entstehende Unternehmen für längere Zeit ihr Wachstum außerhalb der Börse finanzieren können. Viele Unternehmen befinden sich auch in der Hand der Gründerfamilien und werden wohl länger und teils sogar auf Dauer der Börse fernbleiben“, sagt Diehl.

Derzeit handele es sich um einen „Verkäufermarkt“. „Wer aus einem Unternehmen aussteigen will, erzielt hohe Preise. Das eröffnet auch Chancen für uns. Denn unter Anlagedruck stehen vor allem die ganz großen Private-Equity-Adressen, weil sie mit ihren Megafonds den größten Teil der neu zufließenden Kapitalzusagen auf sich gezogen haben“, berichtet Diehl aus seinem Deal-Alltag und hat dabei insbesondere Häuser wie Blackstone und KKR vor Augen. Allein in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 hat die Private-Equity-Branche laut Unternehmensberater Bain & Company weltweit 539 Mrd. Dollar in neue Unternehmensbeteiligungen investiert. Das entspricht dem Betrag, der in den Jahren 2016 bis 2020 jeweils durchschnittlich im gesamten Jahr investiert wurde. Ein Gesamtjahreswert von über 1 Bill. Dollar in diesem Jahr würde den bisherigen Rekord von 804 Mrd. Dollar in den Schatten stellen, der 2006 aufgestellt wurde, als die Branche ihren Höhepunkt vor der globalen Finanzkrise erreichte.

„Es liegt auf der Hand, dass nicht die Anzahl der Deals, sondern deren Größe für den Volumenzuwachs verantwortlich ist“, kommentiert Bain-Experte Hugh MacArthur.

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