Iron Nation

Israelische Tech-Investoren starten Notfall-Fonds

Der Krieg gegen die Terrororganisation Hamas stellt für israelische Start-ups eine massive Belastung dar. Ein neuer VC-Fonds will die Branche nun gezielt unterstützen und dafür 20 Mill. Dollar einsammeln.

Israelische Tech-Investoren starten Notfall-Fonds

Neuer Notfall-Fonds für israelische Start-ups

"Iron Nation" soll vom Krieg betroffene Jungfirmen mit 20 Mill. Dollar unterstützen

kro Frankfurt

Israelische Start-ups, die trotz des Krieges in Nahost weiter in ihrem Land aktiv sind, sollen künftig Unterstützung von einem neuen Notfall-Fonds bekommen. Mit dem "Iron Nation" wollen die Gründer wagniskapitalgestützte Jungfirmen fördern, die durch die Eskalation des Konflikts vor großen Herausforderungen stehen, wie etwa dem plötzlichen Fehlen von Mitarbeitern im Zuge der Mobilisierung hunderttausender Reservisten.

"Etwa 10 bis 25% aller israelischen Tech-Arbeitskräfte und 15% aller Gründerteams sind derzeit bei den israelischen Verteidigungsstreitkräften eingeschrieben", heißt es auf der Website des Fonds. Dies gefährde die Fähigkeit vieler vielversprechender Start-ups, erfolgreich weiterzuarbeiten, Kunden zu akquirieren und künftige Finanzierungen zu sichern.

Die Zielmarke des Fonds, der sowohl auf eine Managementgebühr als auch auf eine Gewinnbeteiligung verzichtet, liegt bei 20 Mill. Dollar. Bei den Initiatoren handelt es sich um die beiden Gründer der israelischen VC-Firma Calyx Venture Studio, Gil Friedlander und Chen Linchevski, sowie um den Mitgründer des israelischen Softwareunternehmens Genie, Jason Wolf.

"Wir sehen ein starkes Interesse sowohl bei den Investoren als auch bei den Start-ups", sagte Wolf der Börsen-Zeitung. So seien keine 24 Stunden nach dem Start schon mehr als 2 Mill. Dollar zusammengekommen. Zugleich hätten sich bereits fast 200 Start-ups um eine Finanzierung beworben.

Aufgeschobene Investitionen

Der Krieg gegen die radikalislamische Terrororganisation Hamas stellt für Israel, das stark von seiner Hightech-Industrie abhängt, eine hohe wirtschaftliche Belastung dar. Laut der israelischen Innovationsbehörde war die Branche im vergangenen Jahr für fast die Hälfte aller Exporte ins Ausland verantwortlich. Eine aktuelle Umfrage der Behörde unter gut 500 israelischen Start-ups und Hightech-Firmen hat ergeben, dass derzeit mehr als 80% von dem Konflikt betroffen sind – und zwar nicht nur personell, sondern auch finanziell. So sind bei mehr als 40% der Firmen Investitionsvereinbarungen zuletzt geplatzt oder aufgeschoben worden.

Die Branche war schon vor Ausbruch des Krieges mit einem massiven Rückgang von Investorengeldern konfrontiert. In den ersten sechs Monaten war das Finanzierungsvolumen gegenüber dem Vorjahr um 70% auf gut 3 Mrd. Dollar eingebrochen, wie das IVC Research Center und die Venture-Capital-Firma Viola ermittelt haben. Das lag nur zum Teil an der weltweiten wirtschaftlichen Unsicherheit und an den hohen Vergleichszahlen aus dem Vorjahr. Zum anderen Teil begründen Beobachter den Rückgang auch mit der umstrittenen Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, die zu monatelangen Massenprotesten geführt und die Szene stark verunsichert hatte.

Im dritten Quartal sind die Wagniskapitalinvestitionen zwar wieder gestiegen - im Vergleich zum Vorquartal um 56%, wie Zahlen des Datendienstleisters Crunchbase zeigen. Die insgesamt 900 Mill. Dollar, die israelische Start-ups in dem Zeitraum eingesammelt haben, liegen allerdings noch deutlich unter den 2,2 Mrd. Dollar, die im dritten Quartal des Vorjahres zusammengekommen waren. Zu einem besonders großvolumigen Investment kam es Ende August, als das Start-up AI21 Labs, das diverse KI-Tools zur Texterstellung und -bearbeitung für Unternehmenskunden entwickelt, 155 Mill. Dollar eingesammelt hat.

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