Schokoladenhersteller

Lindt & Sprüngli legt in den USA zu

Der Schweizer Chocolatier Lindt & Sprüngli hat den US-Zukauf Russell Stover durch eine Restrukturierung getrieben, nun zeigen sich erste Erfolge. In Europa belastet dagegen der Rückzug aus Russland.

Lindt & Sprüngli legt in den USA zu

dz Zürich

Acht Jahre nach der Akquisition des in den USA legendären Pralinenherstellers Russell Stover scheint Lindt & Sprüngli die Integration erfolgreich bewältigt zu haben. Ein 2019 angekündigtes, mehr als zweijähriges Restrukturierungsprogramm hatte unter anderem die Schließung einer Russell-Stover-Fabrikanlage, die Konzentration der Logistikzentren von 15 auf fünf Verteilzentren sowie eine Straffung des Retail-Netzes zum Inhalt. Zudem wurde die Produktion am US-Hauptsitz in Stratham (New Hampshire) erweitert und das Produktionsnetz verbessert. Das Ergebnis lässt sich sehen: Die Schweizer Chocolatiers haben die Betriebsgewinnmarge gleich um mehr als 3 Prozentpunkte auf 10,9% gesteigert. Nordamerika ist mit einem Umsatzanteil von rund 40% die zweitwichtigste Absatzregion für Lindt & Sprüngli nach Europa (46%). Die Restrukturierung in Amerika wirkt sich auch deutlich auf das Gesamtergebnis des Konzerns mit Sitz in Kilchberg bei Zürich aus. Die Ebit-Marge kletterte auf Konzernebene um fast 1 Prozentpunkt auf 15%. Die Umsatz- und Er­tragsflaute der Pandemiejahre 2020 und 2021 ist in den aktuellen Leistungsdaten nicht mehr zu erkennen.

Zweifellos hat Lindt & Sprüngli in den USA auch stark von der robusten Konjunktur und dem guten Konsumklima profitiert, was das starke regionale Umsatzwachstum um 15,7% befeuert und die Margensteigerung erleichtert haben dürfte. Demgegenüber zeigten sich die Konsumenten in den großen europäischen Märkten wie Deutschland, Frankreich und Großbritannien weniger kauflustig. Dennoch wäre der Umsatz auch in Europa um mehr als 6% gestiegen, wenn sich Lindt & Sprüngli nicht zur Schließung und Abwicklung des Russland-Geschäftes gezwungen gesehen hätte. Dies sei nicht leicht gefallen, räumte der im Oktober zum CEO berufene Adalbert Lechner auf einer Medienkonferenz am Dienstag freimütig ein. Russland sei ein überaus vielversprechender Markt gewesen und man habe ein sehr motiviertes Team vor Ort gehabt. Aber für Lindt & Sprüngli habe es keine Alternative zur Schließung gegeben.

Der 61-jährige Lechner möchte in den nächsten Jahren weiter in neue Schwellenmärkte vordringen und dem Unternehmen neue Wachstumspotenziale erschließen. An den Zielen seines Vorgängers Dieter Weisskopf hält er fest. Lindt & Sprüngli strebt 2023 ein organisches Umsatzwachstum um 6% bis 8% und eine Ebit-Margensteigerung um 20 bis 40 Basispunkte an. Die hohe Marktkapitalisierung von 25 Mrd. sfr zeigt, dass die Investoren ihm die Fortsetzung der Erfolgsgeschichte zutrauen.