Baukonzern

Madrid will Ferrovial-Umzug blockieren

Madrid möchte mit dem in der Corona-Pandemie eingerichteten Schutzmechanismus für strategische Bereiche die angekündigte Umsiedlung des Baukonzerns in die Niederlande untersagen. Bislang hat die Entscheidung von Ferrovial noch keine Nachahmer gefunden.

Madrid will Ferrovial-Umzug blockieren

ths Madrid

Die spanische Regierung lässt prüfen, ob sie den Umzug des Baukonzerns Ferrovial in die Niederlande rechtlich unterbinden kann. Führende Ministerinnen erklärten, dass man sich diesbezüglich den rechtlichen Rahmen eines Sondergesetzes anschaue, mit dem sich der Staat wegen der Corona-Pandemie das letzte Wort bei Übernahmen von Unternehmen in strategischen Bereichen gesichert hat.

Ferrovial hat mit der Ankündigung, den Stammsitz von Madrid nach Amsterdam zu verlegen, eine heftige Kontroverse in Spanien ausgelöst und wurde zum Ziel teilweise sehr scharfer Attacken von Seiten der Linksregierung und der Medien. Der Konzern, Mitglied im Ibex-35, führte als Argumente an, dass die Niederlande Rechtssicherheit böten, dank des „AAA“-Rating die Finanzierungsmöglichkeiten dort besser seien und man mit dem Listing an der Börse von Amsterdam den Sprung aufs Parkett in New York leichter meistern könne. Ferrovial macht 82% des Umsatzes von 7,5 Mrd. Euro im Ausland, mit der Bautätigkeit und dem Betrieb von Infrastruktur (z.B. der Flughafen Heathrow in London und Mautstraßen in Nordamerika).

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez stimmte in den Chor der Kritiker der Entscheidung von Ferrovial ein. „Patriotismus heißt nicht nur, dass man dort reich wird. Man muss auch solidarisch sein, die Ärmel hochkrempeln und mithelfen, vor allem, wenn dein Land dich braucht“, so der Regierungschef.

Das Unternehmen wehrt sich gegen den verbreiteten Vorwurf, es würde allein aus steuerlichen Gründen nach Holland umziehen. Wirtschaftsministerin Nadia Calviño bestand auf diesem Aspekt und forderte eine globale Mindestbesteuerung für Unternehmen, um die „Abwanderung und den Wettbewerb zu verhindern, der uns alle ärmer macht“. Wie andere Politiker hatte auch Calviño dem Unternehmen vorgeworfen, erst durch die Vergabe öffentlicher Aufträge in Spanien über Jahrzehnte groß geworden zu sein.

Im Dezember hatte das Kabinett das Vetorecht bei Käufen von mehr als 10% der Anteile von Unternehmen in strategischen Bereichen, das während der Pandemie aus Sorge vor einem unerwünschten Ausverkauf der heimischen Wirtschaft eingeführt worden war, bis Ende 2024 verlängert. Ferrovial bekräftigt, dass man die 5400 Mitarbeiter und die Investitionen in Spanien beibehalten wolle. Trotz der Sorge um das Ansehen des Standortes Spanien hat bislang kein anderes Unternehmen durchblicken lassen, dass man dem Schritt von Ferrovial folgen könnte.

Der Verband der Baubranche verteidigte Ferrovial zunächst gegen die Kritik der Regierung, ruderte später aber zurück, da offenbar nicht alle Mitglieder hinter dem Statement standen.