Planet Farms

Mailänder Gewächshaus-Start-up erhält 40 Mill. Dollar

Der vertikale Anbau von Obst und Gemüse hat sich in der Vergangenheit als recht schwieriges Geschäft erwiesen. Manche Investoren glauben aber immer noch an die Zukunft der Technologie. In Italien hat ein Start-up in dem Bereich nun 40 Mill. Dollar eingesammelt.

Mailänder Gewächshaus-Start-up erhält 40 Mill. Dollar

Mailänder Gewächshaus-Start-up erhält 40 Mill. Dollar

Planet Farms will mit Vertical Farming neue Abnehmerbranchen erschließen – Investoren sehen in Firma ein halbes Einhorn

kro Frankfurt

Aus der strauchelnden, weil energiehungrigen Vertical-Farming-Branche kommt dieser Tage ein neues Lebenszeichen. Das 2018 in Mailand gegründete Start-up Planet Farms, das auf den Anbau von Salat in Gewächshäusern mit mehreren übereinander gelagerten Ebenen spezialisiert ist, hat von Investoren eine Kapitalspritze von 40 Mill. Dollar erhalten. Im Rahmen der Finanzierungsrunde ist das Unternehmen nach eigenen Angaben mit mehr als 500 Mill. Dollar bewertet worden. Insgesamt hat es nun schon 140 Mill. Dollar eingesammelt.

Um wen es sich bei den Investoren handelt, ließen die Gründer Luca Travaglini und Daniele Benatoff offen. In der Vergangenheit hatten sich bereits die italienische Großbank Unicredit, der italienische Vermögensverwalter Azimut, der italienische Kreditversicherer Sace und Red Circle Investment vom italienischen Modeunternehmer Renzo Rosso an Planet Farms beteiligt.

Ein schwieriges Geschäft

Das Investment kommt vor dem Hintergrund der Energiekrise überraschend. Der Anbau von Obst und Gemüse in der Senkrechten und mit künstlichem Licht hat sich für viele Konkurrenten in der Vergangenheit als Geschäftsmodell erwiesen, bei dem die Profitabilität wegen des hohen Stromverbrauchs nur schwer zu erreichen ist. Hinzu kommt, dass der Betrieb solcher Farmen oft auch recht arbeitsintensiv ist. Die hohen Kosten wollen nicht alle Verbraucher mittragen – schon gar nicht in Zeiten der Inflation, was wiederum auf die Nachfrage drückt. Viele Anbieter sind daher zuletzt in die Insolvenz gerutscht.

Einer von ihnen ist Infarm, ein Berliner Start-up, das noch vor zwei Jahren mit mehr als 1 Mrd. Dollar bewertet worden war und das unter anderem mit Edeka kooperiert hatte. Wegen der hohen Energiepreise kam das Unternehmen in Europa jedoch auf keinen grünen Zweig und wollte sich laut Medienberichten zuletzt auf den Nahen Osten fokussieren. Investiert hatten unter anderem der Londoner VC-Investor Atomico, der Investment-Arm der Unternehmerfamilie Haniel und die Berliner VC-Firma Cherry Ventures.

Laut dem Online-Magazin "Sifted" sind zuletzt allein in Europa mindestens 15 Vertical-Farming-Unternehmen pleite gegangen. In den USA traf das gleiche Schicksal die Firmen AeroFarms, AppHarvest und Kalera. Beim New Yorker Unicorn Bowery kam es zudem zu mehreren Entlassungsrunden.

Manche sehen noch Chancen

Wagniskapitalgeber, die durch die Konjunkturflaute sowieso schon seit längerer Zeit sehr zurückhaltend agieren, hat all das zuletzt immer stärker abgeschreckt. Laut dem Datenanbieter Pitchbook sind die weltweiten Investitionen in den Sektor bis Ende September um fast 90% auf 276 Mill. Dollar eingebrochen.

Jene, die weiterhin an die Zukunft des vertikalen Indoor-Farmings glauben, setzen vor allem auf Innovationen zur Steigerung der Energieeffizienz und Automatisierung. Bei Planet Farms aus Mailand will man die Technologie zudem für Abnehmerbranchen auch außerhalb der Lebensmittelindustrie, wie etwa für Parfüm- oder Kosmetikhersteller nutzbar machen. Das nun eingesammelte Kapital soll in entsprechende Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten fließen, aber auch in die Errichtung einer 20.000 Quadratmeter großen Anlage im norditalienischen Como, die im nächsten Jahr in Betrieb gehen soll. Ein Jahr später soll zudem eine Anlage in London an den Start gehen.

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