Luftfahrt

Mehr Bestellungen als erwartet für Airbus

Airbus hat auf der ersten größeren Luftfahrtmesse seit Ausbruch der Pandemie mehr Bestellungen einfliegen können als von vielen Beobachtern erwartet. Die Aufträge spiegeln die seit der Corona-Krise vorherrschenden Branchentrends wider.

Mehr Bestellungen als erwartet für Airbus

wü Paris

Die Wiedersehensfreude hatten sie erwartet, nicht jedoch größere Aufträge. Airbus hat Branchenbeobachter auf der am Donnerstag beendeten Dubai Airshow eines Besseren belehrt. Der europäische Flugzeugbauer hat auf der ersten größeren Luftfahrtmesse seit Ausbruch der Covid-Pandemie Bestellungen und Kaufabsichtserklärungen für nicht weniger als 408 Flugzeuge eingeflogen, darunter 269 feste Aufträge. Dagegen konnte US-Rivale Boeing in Dubai nur Bestellungen für 101 Maschinen bekannt geben. Damit hat Airbus auf der ersten größeren Luftfahrtmesse seit Ausbruch der Pandemie mehr Bestellungen einfliegen können als von vielen Beobachtern erwartet.

Insgesamt wurden auf der Fachmesse Aufträge im Wert von fast 65 Mrd. Dollar unterzeichnet. Die Bestellungen neuer Flugzeuge seien positiv für die Erholung der zivilen Luftfahrtbranche, urteilen die Analysten von Morgan Stanley. Durch die erfreuliche Bilanz der Messe fühlt sich auch die Airbus-Führung in ihrer Entscheidung bestätigt, die Produktion wieder hochzufahren. Sie hatte die Fertigung nach Ausbruch der Pandemie um rund 40% gekürzt. Die Produktion der A320-Familie soll nun bis zum Sommer 2023 von zuletzt 45 Exemplaren monatlich auf 65 steigern. Airbus prüft nach Angaben von Konzernchef Guillaume Faury bereits die Möglichkeit, sie danach weiter zu erhöhen auf 70 Mittelstreckenjets pro Monat im Jahr 2024 und 2025 auf 75.

Für den A321, die längste Version des erfolgreichen Mittelstreckenjets, sammelte der europäische Flugzeugbauer in Dubai 358 Bestellungen und Absichtserklärungen ein, darunter 49 für die künftige Langstreckenversion A321XLR. Normalerweise war die größte Luftfahrtmesse im Mittleren Osten vor allem für Aufträge für Langstreckenjets bekannt. Das Langstreckengeschäft der Airlines leidet jedoch noch immer unter den Covid-Beschränkungen, während sich der regionale Flugverkehr bereits relativ gut erholt hat.

Angesichts des Trends bei Mittelstreckenjets zu den größeren Versionen baut Airbus gerade in Toulouse eine zusätzliche A321-Endfertigungslinie auf, die im zweiten Halbjahr 2022 fertig werden soll.

Interesse an Frachtflugzeugen

Für den vielleicht größten Gesprächsstoff in Dubai sorgten jedoch Frachtflugzeuge. Auch dieser Trend spiegelt die Entwicklung der Branche seit Ausbruch der Coronakrise wider, da das Frachtgeschäft der einzige Bereich des Luftverkehrssektors ist, der in der Pandemie zulegen konnte. Nachdem Airbus im Sommer den Startschuss für eine Frachtversion des A350 gegeben hat, denkt nun auch der brasilianische Flugzeugbauer Embraer über eine Frachtversion seines E-Jets nach. Er hat wegen der Zunahme des Onlinehandels ein steigendes Interesse für kleinere Frachtflugzeuge festgestellt. In seinem Marktausblick für die nächsten 20 Jahre geht Embraer von einem Bedarf an 700 kleineren Frachtflugzeugen aus, davon dürften 35% auf die Erneuerung bestehender Flotten entfallen.

In Dubai konnte Airbus nun die erste Bestellung für das geplante Frachtflugzeug A350F hereinholen. Air Lease Corporation unterzeichnete eine Absichtserklärung für sieben Exemplare. Sowohl Qatar Airways als auch Etihad könnten demnächst weitere Frachtflugzeuge bei Airbus und/oder Boeing bestellen. Der US-Flugzeugbauer verhandelt nach eigenen Angaben gerade über einen Auftrag für eine Frachtversion des künftigen Langstreckenjets 777X, der in Dubai sowohl am Boden als auch bei Flugvorführungen für großes Interesse sorgte.

Das Testflugzeug flog danach weiter nach Doha, dem Sitz von Qatar Airways. Die Fluggesellschaft, die nicht zu der Dubai Airshow gekommen war, hat sich zuletzt unzufrieden zum A350 geäußert und denkt nun darüber nach, 777X-Frachter zu kaufen. Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrein und die Vereinigten Arabischen Emirate hatten erst im Januar eine Blockade gegen Katar aufgehoben. Sie hatte drei Jahre gedauert.