IMP-Index

Metallpreise stehen unter Druck

Der Rückgang der Metallpreise, der im Mai begonnen hatte, hat sich im Juni fortgesetzt. Zuvor war das Preisniveau nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von einem ohnehin schon hohen Niveau aus auf Rekordstände gestiegen.

Metallpreise stehen unter Druck

Von Hubertus Bardt, Köln*)

Der Rückgang der Metallpreise, der im Mai begonnen hatte, hat sich im Juni fortgesetzt. Zuvor war das Preisniveau nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von einem ohnehin schon hohen Niveau aus auf Rekordstände gestiegen (siehe Grafik). Eine wesentliche Ursache für die zuletzt abwärts tendierenden Preise dürften die gestiegenen Sorgen um die Weltwirtschaft und damit eine insgesamt schwächere Nachfrage nach Metallen als bislang erwartet sein.

Index verliert 3,4 Prozent

Der Industriemetallpreis-Index (IMP-Index) des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) sank zuletzt von 561,1 auf 541,9 Punkte. Das entspricht einem Minus von 3,4%, nachdem das Barometer bereits im Vormonat 7,5% verloren hatte. Damit liegt der Index, der die Metallpreise für deutsche Weiterverarbeiter abbilden soll, wieder leicht unter dem Niveau vom Februar (548,6), also vor dem Krieg in der Ukraine.

Der Krieg hatte auf den Rohstoffmärkten für große Unsicherheit gesorgt. Marktakteure fürchteten Versorgungsengpässe als Folge von Angebotseinschränkungen. Inzwischen stehen die deutlich eingetrübten Aussichten für die weltwirtschaftliche Entwicklung und damit die Nachfrageseite im Vordergrund.

Stabiler Wechselkurs

Die Unternehmen in Deutschland, die in Euro abrechnen, konnten zuletzt auch fast vollständig von den gesunkenen Kursen auf dem Weltmarkt profitieren. Denn von Mai auf Juni ist das Dollar-Euro-Verhältnis praktisch stabil geblieben, so dass günstigere in Dollar notierte Preise auch in Euro gerechnet voll zum Tragen kamen. Von April auf Mai hatte den Metallverarbeitern der Wechselkurs einen Strich durch die Rechnung gemacht: Die deutliche Abwertung des Euro hatte einen Rückgang des Index um fast 10% verhindert.

Besonders stark bergab ging es mit den Euro-Kursen von Zinn und Aluminium, die um 11,7% bzw. 9,3% nachgaben. Nickel wurde 8,5% billiger, liegt aber immer noch um 23% über dem Vorjahresniveau. Hier zeigen sich die Sorgen um Angebotsengpässe, da Russland bisher ein wichtiger Lieferant von Nickel war. Kupfer, Blei und Zink wurden zwischen 3% und 4% schwächer gehandelt. Eisenerz, das im Vorjahr eine Achterbahnfahrt hingelegt hatte, blieb zuletzt mit einem Minus von 0,2% stabil.

Verloren haben auch die Edelmetalle: Gold notierte 0,5% schwächer als im Vormonat, Silber sogar 1,5%. Die Sorgen um die Weltwirtschaft und die Geldwertstabilität sind hier offenbar noch nicht angekommen.

*) Der Autor ist Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und Leiter des Wissenschaftsbereichs.