Weltmarktführer

Neuer Chef von Knorr-Bremse erwägt drittes Geschäftsfeld

Einen Einstieg ins Pkw-Geschäft schließt der neue Chef von Knorr-Bremse, Marc Llistosella, im Gegensatz zu seinem Vorgänger aus. Die Ergebnisse seiner Analyse will der Vorstandsvorsitzende im Sommer präsentieren.

Neuer Chef von Knorr-Bremse erwägt drittes Geschäftsfeld

Der neue Vorstandsvorsitzende will Knorr-Bremse auf Wachstumskurs halten. Akquisitionen gehörten dazu, sagte Marc Llistosella in der Jahrespressekonferenz und fügte hinzu: „Wir schauen über den Tellerrand.“ Denkverbote gebe es nicht: „Alles wird analysiert.“ Für ein Zielportefeuille gehe es darum, „businessnahe und neue Geschäftsfelder“ zu erschließen. Llistosella kündigte an, seine Pläne im Sommer vorzustellen.

Auf Nachfrage antwortete der Vorstandschef des Weltmarktführers für Bremsen in Schienen- und Nutzfahrzeugen, das Pkw-Geschäft sei jedoch keine Option für Knorr-Bremse. „Das ist ein Geschäftsfeld, wo wir keine Kompetenz haben und auch keine Kompetenz anstreben werden.“ Zudem verwies er darauf, dass Zukäufe, die die Kapitalrendite verwässerten, nicht in Frage kämen.

Llistosellas Vorgänger Jan Mrosik hatte Mitte 2021 mit Unterstützung des Aufsichtsrats eine Übernahme des Autozulieferers Hella erwogen, der unter anderem Scheinwerfer herstellt. Als die Idee publik wurde, stürzte der Aktienkurs von Knorr-Bremse innerhalb weniger Tage um 20% ab – auch weil die operative Marge deutlich unter der von Knorr-Bremse liegt. „Hella wäre für uns in der jetzigen Situation gar nicht auf dem Schirm“, kommentierte Llistosella das damalige Vorhaben.

Das Unternehmen wisse, wo es stehe. „Aber wir wissen noch nicht, wo wir wirklich hinwollen“, sagte er über die Ausrichtung von Knorr-Bremse. Zunächst werde die Pflicht erledigt, dann folge die Kür. Für die Pflichtaufgaben nannte er drei Ansatzpunkte: Produkte und Lösungen, die Mitarbeitenden sowie Prozesse und Strukturen. „Wenn diese drei Punkte in einem Zielbild perfekt ineinandergreifen, können wir das große Rad drehen.“ Llistosella ist der vierte Vorstandsvorsitzende innerhalb von vier Jahren. Die Mitarbeiter wünschten sich Stetigkeit. „So ist eine meiner wichtigsten Aufgaben, für Kontinuität und Stabilität innerhalb der Führung zu sorgen.“

Ins Jahr 2023 startete Knorr-Bremse mit dem bisher höchsten Auftragsbestand. Das Geschäft bleibe angesichts der hohen Inflation aber herausfordernd, berichtete Finanzvorstand Frank Weber. Er rechnet mit Kostensteigerungen von 300 Mill. Euro nach 325 Mill. Euro im Vorjahr. In neuen Verträgen gebe Knorr-Bremse die Inflation im vollen Umfang an die Kunden weiter.

Das Wegfallen des bis auf letzte Ersatzteillieferungen gestoppten Russland-Geschäfts, das sehr profitabel gewesen sei, werde ausgeglichen. Das Geschäft in China scheine sich nach zwei schwachen Jahren zu erholen. Der Vorstand rechnet mit einem Konzernumsatz von 7,3 bis 7,7 Mrd. Euro, einer um Sondereffekte bereinigten Ebit-Marge von 10,5 bis 12 (i.V. 11,1)% und einem freien Cashflow von 350 bis 500 Mill. Euro.

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