Atomenergie-Start-up

Newcleo hofft auf Milliardenfinanzierung

Das britische Jungunternehmen Newcleo setzt auf Mini-Atommeiler und Brennstoff-Recycling. In den vergangenen zwei Jahren hat es bereits 400 Mill. Euro eingesammelt − vornehmlich von italienischen Geldgebern.

Newcleo hofft auf Milliardenfinanzierung

kro Frankfurt

Das britische Kernenergie-Start-up Newcleo, das an neuartigen kleinen SMR-Atomreaktoren (SMR = Small Modular Reactors) arbeitet, die mit radioaktivem Abfall betrieben werden, hat eine Kapitalerhöhung gestartet, die dem Unternehmen bis zu 1 Mrd. Euro einbringen soll. Mit dem Geld will die 2021 gegründete Firma die Entwicklung ihrer mit Blei gekühlten Reaktoren vorantreiben, von denen der erste mit einer Bruttoleistung von gerade einmal 30 MWe (Megawatt elektrisch) im Jahr 2030 in Frankreich errichtet werden soll. Zwei Jahre später soll dann bereits der erste Reaktor mit einer Bruttoleistung von 200 MWe in Großbritannien an den Start gehen. Traditionelle Atomkraftwerke arbeiten heutzutage mit einer elektrischen Leistung von 1000 bis 1600 MWe. Die Belegschaft will Newcleo im laufenden Jahr von derzeit 200 auf 500 Beschäftigte ausweiten.

Die SMR genannten Mini-Reaktoren gelten unter Atomkraft-Befürwortern als Hoffnungsträger und als „nächste Generation von Kernkraftwerken“. Unternehmen, die die Technologie vorantreiben, versprechen durch die Serienproduktion in der Fabrik mit Endmontage vor Ort unter anderem niedrigere Baukosten und -risiken sowie kürzere Produktionszeiten. In einem 2021 veröffentlichten Gutachten konnte das Deutsche Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) allerdings keine signifikanten Kostenersparnisse bei vergangenen und aktuellen SMR-Entwicklungen beobachten. Dies sei auch für die Zukunft nicht zu erwarten, hieß es. Das Argument der kürzeren Zeithorizonte könne ebenfalls nicht bestätigt werden, so das BASE.

Anders als etwa in Deutschland oder Österreich wird der Ausbau von Atomkraft in mehreren Ländern der EU derzeit aber (wieder) vorangetrieben. Investoren sehen somit Potenzial in Start-ups wie Newcleo, die in dem Bereich Innovationen versprechen. In den beiden vergangenen Jahren haben die Briten insgesamt 400 Mill. Euro von Geldgebern meist italienischer Herkunft erhalten. Newcleo will in Frankreich und später auch in Großbritannien zudem eine erste Produktionsanlage für Mischoxid-Brennelemente (MOX) errichten, die aus abgebranntem Kernbrennstoff hergestellt werden.