Aktivistischer Investor

Nicht immer geht Cevian als Sieger vom Platz

In Deutschland hat sich Europas größter aktivistischer Investor Cevian schon zweimal eine blutige Nase geholt und viel Geld verloren. Dabei sind die Cevian-Kampagnen breit über viele Branchen gestreut.

Nicht immer geht Cevian als Sieger vom Platz

cru Frankfurt – In Deutschland hat sich Europas größter aktivistischer Investor Cevian schon zweimal eine blutige Nase geholt und viel Geld verloren – beim Baudienstleister Bilfinger und bei Thyssenkrupp. Jetzt sind die Schweden in Großbritannien bei Vodafone eingestiegen, wenngleich ein Cevian-Vertreter weder den Umfang des Aktienpakets noch den Einstiegspreis nennt. Es ist die zweite Telekommunikationsbeteiligung nach dem Netzwerkausrüster Ericsson, wo Cevian 2017 eingestiegen war und zwischenzeitlich auf 4,6% halbierte. Es hat offenbar schon Gespräche mit Vodafone-Vertretern gegeben – mit dem angesichts der schwachen Kursentwicklung nicht weiter verwunderlichen Ziel, den Konzern zu Performance-Verbesserungen zu bewegen. Als mögliche Mittel dazu gelten Fusionen und Verkäufe von Unternehmensteilen sowie Aktienrückkäufe. Insbesondere geht es um ein aggressiveres Vorgehen bei der Konsolidierung von Märkten wie Spanien, Italien und Großbritannien. In Italien befindet sich Vodafone nach Reuters-Berichten aus Insiderkreisen bereits in entsprechenden Gesprächen mit dem Rivalen Iliad.

Cevian ist bekannt und mit 16,5 Mrd. Dollar verwaltetem Vermögen auch kapitalkräftig genug, um sich Gehör zu verschaffen. Das gilt insbesondere für Mitgründer Christer Gardell, der den Investor neben seinem Partner Lars Förberg steuert. Den beiden Managern eilt der Ruf voraus, sie zwängen Konzernchefs in die Knie. So trat der hart kritisierte Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger zurück. Als Verwaltungsrat von ABB setzte Förberg durch, dass der Konzern die historische Keimzelle, die Stromnetze, an Hitachi verkaufte.

Doch nicht immer gehen die Schweden am Ende als Sieger vom Platz. Bei Thyssenkrupp reduzierte Cevian im November 2021 nach acht Jahren Engagement entnervt von 15% auf 8%. Gekauft worden war für um die 17 Euro, verkauft wurde für rund 11 Euro. Bei Bilfinger halten die Schweden noch 27%. Der Börsenwert hat sich seit 2014 halbiert.

Zumindest reagierte der Vodafone-Kurs am Montag mit einem Plus von 4%. Die Cevian-Kampagnen sind breit über viele Branchen gestreut: Zuletzt hatten die Schweden die Beteiligung am britischen Versicherer Aviva auf 5% erhöht und können nun eigene Punkte auf die Tagesordnung der Hauptversammlung setzen. Der Einstieg bei Vodafone erfolgt in einer Zeit, in der aktivistische Investoren in Großbritannien eine wachsende Rolle spielen. So baute Nelson Peltz’ Trian Partners eine Beteiligung an Unilever auf und Patrick Drahi hält 18% an BT.

Bei Ericsson ist Cevian-Manager Gardell nach eigenen Aussagen un­glücklich darüber, dass die „sehr starken“ Gewinne wenig dazu beitragen, den Kurs nach oben zu bringen. Einem Bericht von Bloomberg zufolge empfahl Gardell, dass Ericsson die Verluste in ihrem Geschäftsbereich Digital Services eindämmen und den Verkauf oder die Ausgliederung ihres rückläufigen Geschäftsbereichs Ma­naged Services in Betracht ziehen sollte. Außerdem sollte Ericsson das Potenzial ihres Enterprise-Geschäfts klar darlegen, einschließlich der Frage, wie und wann sie bestimmte Ziele erreichen will.