Wirtschaftsrecht

Noerr spürt hohen Beratungsbedarf zu Sanktionen

Bei der Umsetzung der Sanktionen gegen Russland gibt es viele Fragen. Wirtschaftskanzleien wie Noerr spüren das. Bei ihnen kommt ein enormer Beratungsbedarf an.

Noerr spürt hohen Beratungsbedarf zu Sanktionen

hek Frankfurt

Die westlichen Sanktionen gegen Russland verursachen enormen Beratungsbedarf bei Kunden der Anwaltskanzlei Noerr. Viele langjährige Mandanten hätten Produktionsanlagen oder Joint Ventures in dem Land, sagt Co-Sprecher Alexander Ritvay. Der Beratungsbedarf betreffe zum einen die Umsetzung des Sanktionsrechts. Zum anderen helfe Noerr westlichen Großunternehmen bei ihren Investitionen in Russland.

Rückzug aus Moskau

Noerr selbst hat sich im vergangenen Jahr, also noch vor dem Angriff auf die Ukraine, aus Russland zurückgezogen. Ausschlaggebend dafür sei die schwierige Gesamtlage gewesen. Russland verstehe sich nicht mehr als Partner des Westens, sagt Ritvay. Die Anteile am Büro in Moskau seien Ende 2021 an die bisherigen Local Partner übergegangen. Der Standort werde als Kooperationsbüro fortgeführt, teilte Noerr im Januar mit.

Seit Kriegsausbruch in der Ukraine würden keine neuen Mandate übernommen für Unternehmen, die unter russischer Kontrolle oder russischem Einfluss stehen. Bestehende Mandate würden im Rahmen des Berufsrechts abgewickelt. Schon in der Vergangenheit habe Noerr es abgelehnt, für russische Oligarchen tätig zu werden, sagt Ritvay. Das Geschäft mit russischen Unternehmen sei nie signifikant gewesen.

Die Wirtschaftskanzlei verfügt jetzt noch über fünf Standorte in Mittel- und Osteuropa. In dieser Region kam Noerr im vergangenen Jahr auf 19,7 Mill. Euro Umsatz, ein Anstieg um 6% im Vergleich zu 2020. Im Kernmarkt Deutschland kletterten die Erlöse um 9,6% auf 277,3 Mill. Euro. Im Summe erzielte Noerr 297 Mill. Euro Umsatz, 9,3% mehr als vor einem Jahr. Der Zahl der beschäftigten Anwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Paralegels stieg von 573 auf 588. Die Position als führende Kanzlei für Gesellschaftsrecht sowie Fusionen und Übernahmen sei ausgebaut worden.

Als wichtigste Wachstumstreiber nennt der zweite Co-Sprecher Torsten Fett Konzerntransformation, Digitalisierung und ESG (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung). Neuerdings beschäftigt Noerr einen Chief Compliance Officer, um den steigenden Compliance-Anforderungen zu begegnen. In einem wettbewerbsintensiven Umfeld sei die Dynamik der Kanzlei ungebrochen, versichert Ritvay. Binnen zehn Jahren habe man den Umsatz in Deutschland mehr als verdoppelt und den Marktanteil gesteigert.

Treiber Digitalisierung

Ein Rückzug aus der Öl- und Gaswirtschaft steht laut Ritvay nicht zur Diskussion: „Man sollte die Rolle des Rechtsberaters nicht politisieren“, sagt er. Der Co-Sprecher verweist auf die Verteidigungsindustrie, die gestern nicht opportun gewesen sei, jetzt aber anders gesehen werde.

Zu einem modernen Arbeitsumfeld gehöre die Digitalisierung interner Prozesse und der Mandatsarbeit, etwa die automatisierte Dokumentenproduktion. Ein Legal-Tech-Produkt für Großunternehmen überprüfe, ob sich die Beschäftigung von Fremdpersonal im Rahmen der gesetzlichen Vorgaben bewegt. Das nächste Projekt beziehe sich auf den dokumentenlastigen Fondsbereich.

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