Start-up

Personio steigert Milliardenwert noch

Der Markt für Börsengänge liegt am Boden. Doch dem Personal-Softwareentwickler Personio ist jetzt eine Finanzierungsrunde über 200 Mill. Dollar gelungen. Der Finanzinvestor Greenoaks bewertet das zweitwertvollste deutsche Start-up aus München mit 8,5 Mrd. Dollar – ein Drittel mehr als 2021.

Personio steigert Milliardenwert noch

cru Frankfurt

Personio, eines der größten deutschen Start-ups, hat in einer Finanzierungsrunde zusätzliche 200 Mill. Dollar eingesammelt. Dabei wird der in München ansässige Hersteller von Personalsoftware mit 8,5 Mrd. Dollar (8,1 Mrd. Euro) bewertet – ein Drittel mehr als bei der letzten Runde – und baut damit seine Position als Deutschlands zweitwertvollstes Start-up hinter der Softwarefirma Celonis aus.

Damit wird die Finanzierungsrunde aus dem Oktober, als Investoren bereits 270 Mill. Dollar zur Verfügung stellten, auf insgesamt 470 Mill. Dollar aufgefüllt. Der Finanzinvestor Greenoaks Capital Management, eine in San Francisco ansässige Venture-Capital-Firma, habe erneut die Finanzierungsrunde angeführt, teilte Personio am Mittwoch mit. Green­oaks ist auch bei Stripe, Tripactions und Robinhood Markets engagiert. Sogenannte HR-Tech-Unternehmen, zu denen sich auch Personio zählen lässt, stehen bei Investoren hoch im Kurs. Im vergangenen Jahr flossen nach Angaben des Informationsdienstes Pitchbook in 809 Deals mehr als 12 Mrd. Dollar in Nachwuchsfirmen, die Aufgaben aus dem Bereich von Human Resources mit Technologie unterstützen.

Ein Drittel mehr

Bei der letzten Runde im Jahr 2021 lag die Bewertung von Personio noch bei 6,3 Mrd. Dollar. Mitgründer und Vorstandschef Hanno Renner sagte jetzt, dass die Investoren diesmal mehr Fragen zur Stabilität des Geschäfts gehabt hätten angesichts einer verhalteneren Entwicklung in der Technologiebranche.

„Solange unsere Kunden Mitarbeiter beschäftigen, die bezahlt werden und Urlaub nehmen, bleibt unsere Software im Einsatz“, so Renner. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen für Kunden in einer Vielzahl von Branchen an und zielt auf kleine und mittlere Unternehmen ab.

Renner sagte, mit dem frischen Geld werde Personio sich „stark auf organisches Wachstum konzentrieren“, wobei er weitere Zukäufe nicht ausschloss. Personio hatte im Mai 2022 den Berliner Automatisierungsspezialisten Back übernommen, der Personalabteilungsprozesse digitalisiert.

„Es macht uns stolz und glücklich, dass wir in der derzeitigen Marktlage eine solche Kapitalspritze erhalten“, sagte Firmenchef Hanno Renner der Nachrichtenagentur Reuters mit Blick auf die aktuellen Schwierigkeiten vieler Start-ups, angesichts der Zinswende, Wirtschaftsabkühlung und Talfahrt an den Börsen neue Finanzierungsrunden zu stemmen. Das schwedische Fintech Klarna kündigte erst kürzlich an, jede zehnte Stelle zu streichen – und wurde dem Vernehmen nach bei den Beratungen über eine neue Finanzierungsrunde deutlich geringer bewertet als beim letzten Mal. Andere wie Instacart mussten Federn bei der Bewertung lassen.

Mehr als 6000 Kunden

Personio hingegen hat ihre Bewertung seit Januar 2021 verfünffacht. Aktuell kommt das 2015 gegründete Unternehmen auf mehr als 6000 Kunden in Deutschland und anderen europäischen Ländern, für die das Start-up Personalprozesse wie Stellenausschreibungen, Zeiterfassung, Lohnabrechnungen oder Personaldaten digitalisiert. Renner will keinen Einblick in Umsatz- oder Ergebniszahlen geben, sagt aber, Personio wachse „sehr schnell“. Mit der jüngsten Geldspritze will der Firmenchef das auf kleine und mittelständische Firmen konzentrierte Geschäft ausbauen und langfristig planen. Einen Börsengang schiebt er auf die lange Bank. „Es eilt nicht. Unsere Investoren unterstützen uns als privates Unternehmen und wollen im Moment nicht verkaufen. Einen Börsengang wird es in einigen Jahren geben“, sagte Renner.

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