Verkehr

P&O Ferries geht auf Konfrontationskurs

P&O Ferries weigert sich, die Entlassung von 800 Besatzungsmitgliedern per Zoom-Call rückgängig zu machen. Die britische Aufsicht setzte unterdessen zwei Fähren der Tochter von DP World fest.

P&O Ferries geht auf Konfrontationskurs

hip London

Der CEO von P&O Ferries hat dem britischen Verkehrsminister Grant Shapps mitgeteilt, dass er die 800 Besatzungsmitglieder nicht wieder einstellen wird, die vor zwei Wochen per vorproduzierten Zoom-Call fristlos entlassen wurden. Dem Wunsch von Shapps nachzukommen, würde den unmittelbaren Zusammenbruch der Gesellschaft herbeiführen, schrieb Peter Hebblethwaite. Das hätte den Verlust von weiteren 2 200 Arbeitsplätzen zur Folge. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einen Arbeitgeber in den Untergang zwingen wollen, der nicht Hunderte, sondern Tausende Familien betreffen würde“, schrieb Hebblethwaite. Bislang hätten 765 der Betroffenen das Abfindungspaket des Fährschiffbetreibers angenommen. Forderungen nach seinem Rücktritt, die unter anderem vom Verkehrs- und Wirtschaftsausschuss des Unterhauses erhoben wurden, wies der P&O-Chef zurück. Er werde sein Möglichstes tun, um die Arbeitsplätze der 2 200 verbleibenden Mitarbeiter zu retten und effizienten Verkehr auf den Handelswegen, von denen Großbritannien abhänge, sicherzustellen.

Die Tochter des Hafenbetreibers DP World aus Dubai hatte durch ihren ruppigen Umgang mit der Belegschaft Proteste hervorgerufen. Die Maritime & Coastguard Agency (MCA) hielt am Montag die Fähre „Pride of Kent“ fest, um eine Inspektion durchzuführen. Zuvor wurde bereits die „European Causeway“ in Nordirland festgesetzt. Die Aufsicht will sicherstellen, dass ausreichend geschultes Personal vorhanden ist, um die Betriebssicherheit zu gewährleisten. „Bei der Sicherheit wird es keine Kompromisse geben“, sagte Shapps. Weitere Kontrollen würden durchgeführt. „Es kommt selten genug vor, dass die MCA eine Fähre festsetzt“, sagte Mick Lynch, der Generalsekretär der Gewerkschaft RMT. Aber dass gleich zwei P&O-Fähren innerhalb einer Woche davon betroffen sind, „spricht Bände über den miserablen Zustand ihres Geschäfts“.

Shapps kündigte an, ein Schlupfloch für Reeder zu schließen, das 2018 unter seinem Vorgänger Chris Grayling mit EU-Recht in britisches Recht übernommen wurde. Es sieht vor, dass ein Fährschiffbetreiber nur den Staat, unter dessen Flagge die Schiffe unterwegs sind, über Entlassungen informieren muss. Zudem soll von allen Betreibern, die britische Häfen anlaufen, verlangt werden, dass sie ihren Mitarbeitern den britischen Mindestlohn zahlen. Beamte des britischen Verkehrsministeriums führen Gespräche mit ihren französischen, irischen und niederländischen Kollegen, um in Sachen Mindestlohn zu einer einheitlichen Herangehensweise zu kommen.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.