Einzelhandel

Rabatt­fähnchen statt Bio-Siegel

Die hohen Preissteigerungen wirken sich massiv aus das Einkaufsverhalten aus. Das in weiten Teilen der Bevölkerung erwachte Umweltbewusstsein erhält nach einer Umfrage einen spürbaren Dämpfer.

Rabatt­fähnchen statt Bio-Siegel

ab Köln

Fast jeder Zweite greift inflationsbedingt nicht mehr zu Bio-Produkten. Das ergab eine von der Beratung Alix Partners durchgeführte Umfrage unter 4 000 Verbrauchen. Demnach wirken sich Kaufkraftverlust und gestiegene Preise deutlich auf das Konsumverhalten im deutschsprachigen Raum aus. Auf der Verliererseite steht das erst kürzlich erhöhte Umweltbewusstsein in der Gesellschaft. „Obwohl in einer staatlichen Öko-Studie 2021 noch 47 % angaben, künftig vermehrt Bio kaufen zu wollen, traut sich unter den aktuellen Umständen kaum einer, die damit verbundenen Mehrkosten In Kauf zu nehmen“, sagt Nordal Cavadini, Partner und Managing Director im Bereich Einzelhandel und Konsumgüter bei Alix Partners.

Der Anstieg der Lebensmittelpreise in Deutschland um durchschnittlich 22 % (Stand: Februar) verändert das Einkaufsverhalten im Einzelhandel massiv. Während die Verbraucher beim Lebensmitteleinkauf bei den Einkaufsmengen kaum Abstriche machen, wird bevorzugt nach günstigeren und rabattierten Produkten gegriffen. Im Non Food-Bereich werden größere Anschaffungen dagegen auf die lange Bank geschoben. Das betrifft vor allem Möbel und Einrichtungsbedarfe.

Diese Trends haben auch Auswirkungen auf die Einkaufsorte: Größte Gewinner bei Lebensmitteln sind die Discounter. Dort will jeder dritte Befragte künftig vermehrt einkaufen. Auf weniger Besucher müssen sich im Gegenzug Fachgeschäfte, Kaufhäuser und Tankstellenshops einstellen, wie die Umfrage ergab.

Zudem gaben 47 % der Befragten an, häufiger nach Tiefpreisprodukten und Eigenmarken (43 %) zu greifen. Die logische Folge: Weniger nachgefragt werden Premiumprodukte (64 %), Markenartikel (57 %) sowie Bio- und nachhaltige Produkte (46 %). Die hohe Inflation besorgt Österreicher (84 %) und Deutsche (81%) besonders stark, die Schweizer (64 %) sind gelassener.

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