Babynahrungsgeschäft

Reckitts Chinaabenteuer endet teuer

Reckitt Benckiser hat nach mehreren Abschreibungen auf den für 18 Mrd. Dollar übernommenen Babynahrungshersteller Mead Johnson Nutrition die Reißleine gezogen. Der Konzern gab das Chinageschäft mit Milliardenverlust an den Finanzinvestor Primavera Capital ab.

Reckitts Chinaabenteuer endet teuer

hip London

Reckitt Benckiser hat sich von ihrem Babynahrungsgeschäft in der Volksrepublik China getrennt, mit dem der ehemalige CEO Rakesh Kapoor so große Hoffnungen verbunden hatte. Wie der Hersteller von Durex-Kondomen und Dettol-Desinfektionstüchern mitteilt, übernimmt der chinesische Finanzinvestor Primavera Capital ICFN China. Dahinter verbirgt sich im Wesentlichen das Chinageschäft des 2017 für 18 Mrd. Dollar akquirierten US-Unternehmens Mead Johnson Nutrition. Reckitt zufolge führt die Neubewertung von Goodwill und immateriellen Vermögenswerten für ICFN China zu einem Nettoverlust von 2,5 Mrd. Pfund. Das Unternehmen hatte bereits in den vergangenen Jahren wegen der sich eintrübenden Geschäftsaussichten im Reich der Mitte annähernd 6 Mrd. Pfund auf den Goodwill abgeschrieben. Zuletzt wurden die Assets von ICFN China mit 3,4 Mrd. Pfund bewertet.

Der Verkauf sei „ein weiterer Schritt unserer Strategie, das Wachstum zu verjüngen und langfristig Werte zu schaffen“, ließ sich Kapoors Nachfolger Laxman Narasimhan zitieren. Das Babynahrungsgeschäft werde künftig „ein besseres und konsistenteres Wachstums- und Mar­genprofil“ haben. Man bleibe dem chinesischen Markt verpflichtet. Für Durex sei das Reich der Mitte der größte Absatzmarkt. Reckitt erhält netto 1,3 Mrd. Dollar aus der Transaktion und wird weiterhin 8% an ICFN China halten. Der Erlös soll für den Schuldenabbau verwendet werden. Für den Deal wurde ein Unternehmenswert von 2,2 Mrd. Dollar angesetzt. Mit dem Abschluss der Transaktion wird für das zweite Halbjahr gerechnet. Voraussetzung ist die Zustimmung des Betriebsrats des ebenfalls mit abgegebenen Werks im niederländischen Nijmegen.

„Bittersüße“ Nachricht

Die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown nannte die Nachricht „bittersüß“. Einerseits werde man bei Reckitt froh sein, diesen Mühlstein vom Hals zu haben. Andererseits komme man nicht darum herum, dass es sich beim Kauf von Mead Johnson Nutrition um einen strategischen Betriebsunfall gehandelt habe. Lund-Yates begrüßte, dass der Erlös aus dem Verkauf für den Schuldenabbau verwendet werden soll. „Der Ansatz, die Schulden unter Kontrolle zu bringen, und der erneute Fokus auf die Kernprodukte bedeuten, dass man den Deal netto positiv bewerten sollte.“

Gründer und Chairman von Primavera Capital ist Fred Hu, ein ehemaliger Partner von Goldman Sachs, der am Aufbau des Geschäfts der US-Investmentbank in Greater China beteiligt war. Unter den Partnern finden sich gleich fünf weitere ehemalige Mitarbeiter des Instituts. Zu den Investments der Gesellschaft gehören Unternehmen wie Alibaba, die Tiktok-Mutter Bytedance und Yum China.