Fährschiffbetreiber

Rishi Sunak hält an DP World fest

DP World hat die britische Regierung durch Entlassungen bei P&O Ferries gegen sich aufgebracht. Doch Schatzkanzler Rishi Sunak sieht den geplanten Bau von Freihäfen in Großbritannien unabhängig davon.

Rishi Sunak hält an DP World fest

hip London

Sultan Ahmed bin Sulayem, der Chairman des Hafenbetreibers DP World aus Dubai, hat in Großbritannien eine Menge Freunde verloren. Die Tochter P&O Ferries hatte 800 britische Mitarbeiter im Hauruckverfahren entlassen, um sie durch billigere Arbeitskräfte aus dem Ausland zu ersetzen. Ihnen wurde am Donnerstag per vorab aufgezeichnetem Zoom-Call eröffnet, dass es sich um ihren letzten Arbeitstag handele. Daraufhin weigerten sich manche, von Bord zu gehen. Sie wurden von mit Handschellen ausgestatteten Sicherheitskräften an Land gebracht. In Dover, Liverpool und Hull kam es zu Protesten. Das Unternehmen kündigte an, die Verbindungen Dover-Calais, Larne-Cairnryan, Dublin-Liverpool und Hull-Rotterdam für eine Woche bis 10 Tage auszusetzen, um neues Personal rekrutieren zu können.

Die Regierung nannte das Vorgehen des Fährschiffbetreibers „völlig inakzeptabel“. Allerdings wollte Schatzkanzler Rishi Sunak DP World nicht vom Betrieb der im ganzen Land geplanten Freihäfen ausschließen. „Das sind zwei unterschiedliche Angelegenheiten, denke ich“, sagte er der BBC. Man prüfe derzeit alle Verträge mit P&O, um zu entscheiden, was die nächsten Schritten sein sollten.

P&O gehört zu den größten britischen Fährschiffbetreibern. Vor der Pandemie wurden jährlich mehr als 10 Millionen Passagiere befördert. Doch das Unternehmen machte im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 100 Mill. Pfund Verlust, die von der Mutter getragen werden mussten. Das sei „nicht nachhaltig aufrechtzuerhalten“. Das Überleben von P&O hänge davon ab, dass schnell „weitreichende und tief gehende Veränderungen vorgenommen“ werden.

„Haarsträubender“ Umgang

Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng und sein Staatssekretär Paul Scully hatten den Umgang mit den Mitarbeitern in einem Brief an P&O-Chef Peter Hebblethwaite zu­vor als „haarsträubend“ bezeichnet. Das Unternehmen habe das Vertrauen der Bevölkerung verloren und die Wirtschaft in Verruf gebracht. „Es kann nicht richtig sein, dass sich die Gruppe Großbritannien nahe genug fühlt, um in wesentlichem Umfang Steuergelder entgegenzunehmen, aber nicht dazu bereit zu sein scheint, sich an die Regeln zum Schutz britischer Arbeitskräfte zu halten“, schreiben Kwarteng und Scully. Das Unternehmen hatte im Pandemiejahr 2020 von der Regierung 15 Mill. Pfund erhalten, unter anderem für die Weiterbeschäftigung von in Zwangsurlaub geschicktem Personal. Die Mutter DP World zahlte 2020 eine Dividende von 270 Mill. Pfund.

Kündigungsfristen nicht einzuhalten, sei eine Straftat, die mit einer Geldstrafe in unbegrenzter Höhe geahndet werden könne, heißt es in dem Schreiben. Man habe den zuständigen Regulierer (Insolvency Service) eingeschaltet. Sie gaben Hebblethwaite bis Dienstag Zeit, eine Liste von zehn Fragen zu beantworten. Sie wollen unter anderem wissen, ob Mitarbeiter in Frankreich und den Niederlanden in ähnlicher Weise von Kündigungen betroffen sind. Verkehrsminister Grant Shapps teilte dem Unternehmen mit, dass es den Fährbetrieb erst wieder aufnehmen könne, wenn die Maritime & Coastguard Agency grünes Licht für die neuen Besatzungsmitglieder gegeben habe.

Hebblethwaite hatte im vergangenen Jahr von David Stretch übernommen, der nur ein Jahr im Amt war. Seine Vorgängerin Janette Bell stand weniger als drei Jahre an der Spitze von P&O.

DP World investiert 300 Mill. Pfund in die Erweiterung des Tiefwasser-Containerhafens London Gateway, der zum auf 4,5 Mrd. Pfund veranschlagten Freihafen Thames gehören wird. Dort sollen mehr als 21 000 Jobs entstehen. Auch die schottische Forth Ports ist daran beteiligt. DP World gehört zudem der Tiefwasserhafen von Southampton. Damit ist das Unternehmen auch am auf 2 Mrd. Pfund geschätzten Freihafen Solent maßgeblich beteiligt, der mehr als 25 000 Stellen in der südenglischen Region schaffen soll.