IPO

Sensetime schleppt sich zum Erstlisting

Der Tech-Konzern fährt seine Ambitionen für das Hongkong-IPO zurück. Das Emissionsvolumen bleibt hinter den Erwartungen zurück.

Sensetime schleppt sich zum Erstlisting

nh Schanghai

Der in Kürze anstehende Börsengang des aufstrebenden Technologiekonzerns Sensetime Group wird im Zuge des angespannten Marktklimas für chinesische Tech-Werte eher bescheidene Di­mensionen einnehmen. Wie am Montag durchsickerte, wird Sense­time 1,5 Milliarden Aktien in einer Preisspanne zwischen 3,85 und 3,99 HK-Dollar begeben. Damit be­schränkt sich der Umfang der Offerte auch bei einem Pricing am oberen Rand der Spanne auf umgerechnet 768 Mill. Dollar (675 Mill. Euro).

Schwache Marktverfassung

Ursprünglich hatte man Sensetime als Chinas führender Adresse auf dem Gebiet der Gesichtserkennungstechnologie und anderen Anwendungen von künstlicher Intelligenz (KI) einen wesentlich üppigeren Börsengang im Umfang von etwa 2 Mrd. Dollar zugetraut. Angesichts heftiger Marktturbulenzen vor dem Hintergrund der chinesischen Regulierungskampagne im Technologiesektor waren die Erwartungen zwar zurückgeschraubt worden, doch ging man auch zuletzt noch davon aus, dass das Initial Public Offering von Sensetime auf mehr als 1 Mrd. Dollar Umfang kommen würde. 

Chinas zuletzt extrem restriktiver Umgang bei der Genehmigung von IPOs chinesischer Technologiefirmen in den USA sowie der technisch ebenfalls als „Ausland“ geltenden Hongkonger Börse hat in der zweiten Jahreshälfte den zuvor reichhaltigen Zustrom von Neuemittenten an der Hongkonger Börse fast völlig versiegen lassen. Vergangene Woche kam mit dem Musikstreamingdienst Cloud Village, einer Tochtergesellschaft des Internet- und Gamingkonzerns Netease, nach monatelanger Pause erstmals wieder eine Tech-Adresse an den Hongkonger Markt. Auch hier fiel die Offerte mit letztlich 420 Mill. Dollar mehr als die Hälfte kleiner aus als ursprünglich vorgesehen und stieß trotz vorsichtigen Pricings nur auf bescheidene Resonanz. Gegenwärtig notieren die Titel knapp 2% unter ihrem Emissionspreis.

Marktteilnehmer befürchten nun, dass dem Hongkonger IPO-Markt keine rasche Belebung vergönnt sein wird, zumal neben der extrem hohen Volatilität für Tech-Aktien auch eine extreme Verschärfung von Hongkonger Coronaschutzregelungen und Reisebeschränkungen das Aktienkapitalmarktgeschäft belasten. Damit reichen die Behinderungen über den Tech-Sektor hinaus.

China Tourism verschiebt

Vergangene Woche hat nun auch der chinesische Tourismuskonzern und Betreiber von Duty-free-Läden China Tourism Group Duty Free Corp. einen Rückzieher gemacht und seine weitgereiften Pläne für ein etwa 5 Mrd. Dollar schweres IPO bis auf weiteres verschoben.