Prognose

Stabiles Margen­ziel bei Team­viewer

Teamviewer gibt sich bei der Marge bescheiden, sieht allerdings großes Potenzial, sobald das Sportsponsoring für Manchester United heruntergefahren werden kann. Petrus Advisers setzt sich mit dem Wunsch nach einem weiteren Aktienrückkaufprogramm durch.

Stabiles Margen­ziel bei Team­viewer

sar Frankfurt

Der Fernwartungsspezialist Teamviewer will 2023 beim Umsatz deutlich zulegen und zwischen 620 und 645 Mill. Euro erwirtschaften, das wäre ein Plus von 10 bis 14 % im Vergleich zu 2022. Die Prognose stellten CEO Oliver Steil und CFO Michael Wilkens am Dienstagvormittag vor Journalisten vor. Der Ausblick basiert auf einem Euro-Dollar-Wechselkurs von 1,05. Sollte sich der Euro stärker entwickeln, würde dies entsprechenden Gegenwind bei den Dollar-Umsätzen bedeuten.

In der künftigen Prognose wendet sich Teamviewer ab von der bisher zentralen Kennzahl der Billings, die die in Rechnung gestellten Umsätze erfasst. Künftig wollen die Göppinger anstelle dieser eher zukunftsorientierten Kennzahl auf die Umsätze abzielen, die stärker den Ist-Stand repräsentieren. Auch das Ebitda wird künftig nicht mehr die Billings, sondern den Umsatz als Bezugsgröße haben. Bei der Marge des um Sondereffekte bereinigten operativen Er­gebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) er­wartet Teamviewer für das laufende Jahr einen Wert von 40 % bezogen auf den Umsatz. Das wäre eine stabile Entwicklung im Vergleich zu 2022, als 41% erreicht wurden. Das bescheidene Margenziel berücksichtige Investitionen in Forschung und Entwicklung, mit denen Teamviewer seine Position im Industrial Metaverse stärken wolle, heißt es zur Begründung. Bereits bei Bekanntgabe der ersten Eckwerte für das vierte Quartal hatte Teamviewer steigende F&E-Ausgaben angekündigt.

Partner statt Hauptsponsor

Deutlich steigen könnte die Marge, sobald Teamviewer das Haupttrikotsponsoring von Manchester United beenden kann. Die operative Marge könne in diesem Fall laut CEO Steil gleich um mehrere Prozentpunkte steigen. Die vertraglichen Rahmenbedingungen für den Ausstieg haben das Unternehmen und der Fußballclub im Dezember geschaffen, allerdings muss ManU zunächst einen neuen Hauptsponsor finden, bevor Teamviewer aus dem Vertrag aussteigen kann. Sollte dies gelingen, würden die Göppinger im Anschluss die Rolle eines „globalen Partners“ von Manchester United einnehmen, eine Position, die einen einstelligen Dollar-Millionenbetrag pro Jahr kostet. Zum Vergleich: Das aktuelle Sponsoring kostet Teamviewer rund 50 Mill. Euro jährlich.

Seine Prognose für 2022 hat Teamviewer wie Mitte Januar bekanntgegeben erreicht. Zum Wachstumstreiber entwickelt sich das Geschäftsfeld „Enterprise“, das auf größere Unternehmenskunden abzielt und im Jahresvergleich bei den Billings um 42 % (währungsbereinigt 35%) zulegte. Allerdings wächst es von einer kleineren Basis aus, 2022 stand Enterprise mit in Rechnung gestellten Umsätzen von 132 Mill. Euro für 21% der Gesamt-Billings. Besonders gut entwickelte sich das Geschäft in der EMEA-Region, zudem wuchs der Anteil an Mehrjahresverträgen. Das Geschäft mit kleinen und mittelgroßen Unternehmenskunden (SMB) legte bei den Billings um 11% (währungsbereinigt 6 %) auf 502,8 Mill. Euro zu. Zum Jahresende 2022 zählte Teamviewer 622 000 SMB-Kunden und gut 3660 Enterprise-Kunden. Aufgrund einer starken operativen Performance sowie eines verbesserten Finanzergebnisses stieg auch der Nettogewinn im Geschäftsjahr 2022 um 35% auf 67,6 Mill. Euro.

Beim Schuldenabbau ist Teamviewer im zurückliegenden Ge­schäftsjahr vorangekommen: 2022 wurden 286 Mill. Euro getilgt, so dass inklusive Leasingverbindlichkeiten noch 633 Mill. Euro verbleiben. Seit Juli 2022 sind sämtliche Schulden auf Euro umgestellt. Bezogen auf das bereinigte Ebitda auf Umsatz-Basis lag der Verschuldungsgrad zum Ende des Geschäftsjahres 2022 beim 2,1-Fachen, Ziel ist ein Verhältnis des 1,75-Fachen. Eine Verschuldung in dieser Größenordnung biete genügend Flexibilität auch für Zukäufe.

Für 2023 hat Teamviewer nun ein erneutes Aktienrückkaufprogramm angekündigt, nachdem bereits 2022 ein Rückkauf im Volumen von 300 Mill. Euro abgeschlossen wurde. Damit erfüllt das Management eine Forderung des aktivistischen Investors Petrus Advisers, der im November weitere Rückkäufe gefordert hat. Teamviewer will ein Volumen von 150 Mill. Euro in das Programm stecken, eine erste Tranche von bis zu 75 Mill. Euro soll voraussichtlich bereits Mitte Februar starten. Am Kapitalmarkt kam diese Aussicht gut an, die Teamviewer-Aktie legte am Mittwoch zeitweise um mehr als 15% zu.