Atomkraft

Streiks in Frankreich gefährden Stromversorgung

In Frankreich verzögern Streiks die geplante Wiederinbetriebnahme von Atomreaktoren, die wegen Wartungsarbeiten und Korrosionsanomalien stillstehen.

Streiks in Frankreich gefährden Stromversorgung

wü Paris

In Frankreich wachsen die Sorgen, dass die 56 vom Versorger Électricité de France (EDF) betriebenen Atomreaktoren im Winter nicht genügend Strom erzeugen könnten. Denn ein Teil von ihnen wird seit mehreren Wochen bestreikt. Da­durch verzögert sich die für die nächsten Monate geplante Wiederinbetriebnahme von Reaktoren, die wegen Wartungsarbeiten oder weiterführenden Untersuchungen auf Korrosionsanomalien stillstehen. Sollte der Streik länger andauern, könne dies schwere Konsequenzen für die Stromversorgung im Winter haben, warnte die für die Stromübertragung zuständige Gesellschaft RTE (Réseau de transport d‘électricité) nun. EDF wollte mit den Gewerkschaften ab Mittwoch über Lohnerhöhungen verhandeln.

Bei mehreren Reaktoren, deren Wartung beendet oder fast beendet sei, müsste die Inbetriebnahme we­gen des Streiks verschoben werden, so RTE. Bei anderen hätten die Wartungsarbeiten unterbrochen werden müssen. „Ein Teil dieser Verspätungen kann nicht wieder wettgemacht werden.“ Zu Beginn der Woche standen 27 der 56 Reaktoren in Frankreich still. Laut RTE dürfte der Atomkraftwerkspark deshalb Anfang November nur 29 Gigawatt (GW) produzieren. Seine theoretische Leistung beträgt 61,4 GW.

Zumindest bis Mitte November ist das Risiko für die Stromversorgung in Frankreich gering. Denn die Temperaturen sind derzeit ungewöhnlich mild, so dass noch nicht geheizt werden muss. Elektroheizungen sind in Frankreich sehr viel weiter verbreitet als beispielsweise in Deutschland. Zudem sind die wegen der Dürre im Sommer stark gesunkenen Wasserstände der Flüsse inzwischen wieder zufriedenstellend, so dass die Wasserkraftwerke normal produzieren dürften. Nicht zuletzt ist der Stromverbrauch in Frankreich im vergangenen September temperaturbereinigt um 3% bis 4% gesunken, der der großen Industrieanlagen sogar um 8% bis 9%.

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