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Tausche Ben & Jerry’s gegen Sensodyne

GlaxoSmithKline waren 50 Mrd. Pfund nicht genug für ihr Consumer-Health-Geschäft. Unilever könnte Marken wie Marmite oder Ben & Jerry’s verkaufen, um ihre Offerte zu versüßen.

Tausche Ben & Jerry’s gegen Sensodyne

Von Andreas Hippin, London

Unilever hat der City mit ihrem gescheiterten Angebot, die Consumer-Health-Sparte von GlaxoSmithKline (GSK) für 50 Mrd. Pfund zu übernehmen, ein willkommenes Thema geliefert. Nun zerbrechen sich Analysten und Broker die Köpfe darüber, welche Marken der Konsumgüterkonzern verkaufen könnte, um seine Offerte zu versüßen. Unterdessen macht sich GSK auf die Suche nach Ankerinvestoren für den weiterhin geplanten Börsengang des Ge­schäfts. Wie der „Telegraph“ berichtet, sollen nach dem Kapitalmarkttag im Februar Verhandlungen mit Staatsfonds wie der Qatar Investment Authority und Singapurs GIC aufgenommen werden. Ihr Einstieg würde GSK-Aktionären, die keine Anteilscheine der ausgegliederten Sparte ins Depot gebucht bekommen wollen, einen Ausweg eröffnen.

Wenn es Unilever darum geht, in Zukunft auf die Themen Health, Beauty und Hygiene zu setzen, gibt es eine Menge erfolgreicher Marken, mit deren Verkauf man vergleichsweise schnell erhebliche Summen mobilisieren könnte. Die Trennung vom Teegeschäft dürfte in diesem Jahr schon einige Milliarden Pfund in die Kasse spülen. Für Ben & Jerry’s (Eiscreme) dürften sich ebenso Ab­nehmer finden wie für Hellmann’s (Mayonnaise). Der vegane Aufstrich Marmite polarisiert zwar die Gemüter, dürfte aber schnell zu Geld zu machen sein. Jefferies schätzt den für das gesamte Food-Portfolio von Unilever zu erzielenden Preis auf 47 Mrd. Pfund.

Allerdings traut man Unilever-Chef Alan Jope in der City einen transformativen Deal dieser Art nicht so recht zu. Es wäre immens komplex, einerseits für deutlich mehr als 50 Mrd. Pfund Mundhygieneprodukte, Nahrungsergänzungsmittel und rezeptfreie Medikamente von GSK und ihrem Joint-Venture-Partner Pfizer zu erwerben, während man andererseits für 10 Mrd., 20 Mrd. oder gar 30 Mrd. Pfund Food-Marken aus dem Portfolio wirft. Jope hatte sich im Vergleich zu seinem Vorgänger Paul Polman bei Übernahmen und Fusionen zurückgehalten. Die schwache Kursentwicklung in den Jahren unter seiner Führung hat zur Folge, dass die Aktie keine besonders attraktive Akquisitionswährung darstellt. Ohne größere Teilverkäufe müsste Unilever aber die Aktienkomponente erhöhen, wenn der Konzern einen weiteren Anlauf starten will.

GSK-Chefin Emma Walmsley hat Jope die kalte Schulter gezeigt. Doch wenn das nächste Angebot bei 55 Mrd. Pfund oder darüber liegen sollte, dürften ihr die Aktionäre Druck machen. Der New Yorker Hedgefonds Elliott hatte sie bereits aufgefordert, Alternativen zum Börsengang der Sparte zu prüfen, bevor Unilever auf den Plan trat.