Softwarebranche

Teamviewer wartet auf den Befreiungs­schlag

Die Aktionäre von Teamviewer warten seit Monaten auf eine Trendwende. Die jüngsten Kooperationen im Bereich Augmented Reality dürften diese eher nicht einläuten.

Teamviewer wartet auf den Befreiungs­schlag

Von Sabine Reifenberger, Frankfurt

Das Softwareunternehmen Teamviewer kommt an der Börse nicht voran. Der Kurs dümpelt um 10 Euro, trotz eines 300 Mill. Euro schweren Aktienrückkaufprogramms vom Februar. Kurz vor Präsentation der Quartalszahlen am Mittwoch wurde nun eine neue Kooperation im Bereich Augmented Reality (AR) bekannt: Die AR-Plattform Teamviewer Frontline soll mit der Teamcenter-Software von Siemens die Digitalisierung von Arbeitsprozessen forcieren. Angebote im Bereich AR seien „ein wichtiger Treiber für unser wachsendes Großkundengeschäft“, frohlockte CEO Oliver Steil. Im Mai hatte Teamviewer schon die Zusammenarbeit mit SAP zur Digitalisierung von Logistikprozessen verkündet, mit Google Cloud arbeitet man an AR-Lösungen für Google Glass. Details, wie sich die Kooperationen wirtschaftlich auswirken, sind aus den Meldungen nicht ersichtlich. Allzu groß dürfte der Effekt aber nicht sein: „Der AR-Bereich ist noch so klein, dass Teamviewer ihn nicht separat ausweist. Ich bewerte die Kooperationen daher zurückhaltend“, sagt Analyst Andreas Wolf von Warburg Research.

Die validere Wachstumshoffnung scheint das Geschäft mit großen Unternehmenskunden (Enterprise): Dort stiegen die abgerechneten Umsätze (Billings) im ersten Quartal um 51 % auf 35 Mill. Euro, das ist gut ein Fünftel der Gesamt-Billings. Das Geschäft mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (SMB) wuchs um 4 % auf 128 Mill. Euro. Für das Jahr 2022 sollen die Billings zwischen 630 und 650 Mill. Euro liegen (i. V. 548 Mill. Euro). Das wäre im Schnitt ein Plus von 15 % oder mehr. Im ersten Quartal wuchsen die Billings um 12 %, für das zweite Quartal liegt der Konsens von elf Analysten laut Vara Research bei den Billings bei 139 Mill. Euro, das wäre ein Plus von 14%. „Die Prognose ist noch in Reichweite, dafür müsste Teamviewer aber im zweiten Halbjahr in einem volatilen Marktumfeld noch spürbar zulegen“, sagt Wolf.

Eine erneute Korrektur wäre fatal. Die Kapitalmarktstory hat 2021 einen Knacks bekommen, als CEO Steil und CFO Stefan Gaiser die Ziele zweimal senken mussten. Doch was könnte den Aktienkurs wieder beflügeln? Langfristig wohl das Ende der teuren Sport-Sponsorings. Doch der fünfjährige Vertrag mit Manchester United, der rund 50 Mill. Euro im Jahr kosten soll, läuft erst seit Sommer 2021. Intern stehen die Zeichen auf dem Restrukturierungsprogramm Remax. Dies begleitet ab September der designierte CFO Michael Wilkens. Er wurde von Steil in einer Mitteilung bereits für seine Führungsqualitäten, aber auch den „Fokus auf Kostendisziplin“ gelobt.

Immerhin ist Teamviewer cashflowstark: 2021 lag der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit bei 194 Mill. Euro. Ein starker Cashflow und ein niedriger Aktienkurs sind jedoch auch ein klassisches Ausgangsszenario für eine Übernahme. „Bei einigen Aktionären wird diese Idee im Hinterkopf sein“, vermutet Analyst Wolf.

Im Fokus steht Permira, das Mittel aus seinem 2014 aufgelegten Fonds V investiert. In der Regel haben PE-Fonds eine Laufzeit von zehn bis zwölf Jahren. Seit 2019 ist Teamviewer an der Börse, Permira hält noch knapp 20%. Sollte ein Interessent für dieses Paket die Hand heben, würden die Karten neu gemischt.

Teamviewer in Zahlen
Entwicklung nach Analystenkonsens
in Mill. Euro20212022(E)
Billings548630
Adj. Ebitda257283
Adj. Ebit236260
Umsatzerlöse501570
Quelle: Vara Research Börsen-Zeitung
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