Konzernumbau

Toshiba steuert auf Going Private zu

Toshiba hat zehn unverbindliche Angebote von Investoren erhalten, darunter mehrere große Private-Equity-Gesellschaften aus dem Ausland.

Toshiba steuert auf Going Private zu

mf Tokio

Bis zur gesetzten Frist am Dienstag hat Toshiba nach eigenen Angaben zehn unverbindliche Vorschläge für eine Restrukturierung erhalten. Darunter finden sich acht Angebote für eine Privatisierung sowie zwei Vorschläge für Kapital- und Geschäftsallianzen. „Es macht uns zuversichtlich, dass man an unser zukünftiges Wachstum glaubt“, sagte CEO Taro Shimada.

Toshiba will nun nach der jährlichen Hauptversammlung am 28. Ju­ni einige „potenzielle Investoren“ auswählen und die Unternehmen auffordern, nach einer Due-Diligence-Prüfung eine rechtsverbindliche Offerte vorzulegen. Die Aktie von Toshiba stieg in Tokio gegen den Markttrend um 1,8%. Der japanische Mischkonzern nannte die einzelnen Bieter zwar nicht, aber ausländische Private-Equity-Investoren wie CVC Capital Partners, Blackstone und Bain Capital hatten in den Vorwochen jeweils ein Konsortium für eine Übernahme geschmiedet und angedeutet, ein Angebot abgeben zu wollen. Der halbstaatliche japanische Fonds Japan Investment soll laut einem Bloomberg-Bericht ebenfalls Interesse an einem Toshiba-Kauf gezeigt haben. Eine rein ausländische Übernahme würde jedoch aufgrund des Atomkraft-Geschäfts von Toshiba und des japanischen Devisen- und Außenhandelskontrollgesetzes auf große Hürden stoßen. Daher dürften die ausländischen Bieter darauf achten, dass Toshiba auch nach einer Privatisierung von japanischen Anteilseignern kontrolliert wird.

Seit rund vier Jahren erlebt das 146 Jahre alte Unternehmen einen Machtkampf zwischen seinem traditionsbewussten Management und 30 aktivistischen Investoren aus Japan und dem Ausland, die nach einem Bilanzskandal und der Insolvenz der US-AKW-Sparte über eine Kapitalerhöhung von 600 Mrd. Yen (heute: 4,4 Mrd. Euro) eingestiegen waren. Diese Investoren bevorzugen seit jeher eine Privatisierung des Mischkonzerns, um dessen Wert maximal zu steigern.

Die Unternehmensführung setzte zunächst darauf, die Aktivisten mit höheren Ausschüttungen zu besänftigen. Gleichzeitig beeinflusste man laut einer eigenen Untersuchung andere Aktionäre, die Aktivisten nicht zu unterstützen. Im vergangenen Jahr versuchte man schließlich, sich selbst umzustrukturieren. Doch die geplante Aufspaltung in drei Teile ließ sich nicht durchsetzen. Im März lehnten die Aktionäre auch die Abtrennung des Geschäfts mit elektrischen Teilen ab.

Japanische Premiere

Nach dem mehrfachen Scheitern vollzog die Konzernführung einen Kurswechsel. Mit Shimada holte man von Siemens Japan einen CEO mit einem offenen Ohr für die Aktivisten. Er lehnt den Abschied von der Börse nicht mehr kategorisch ab, sondern holte bis Ende Mai Kaufangebote ein. Parallel nominierte die neue Führung erstmals zwei Vertreter der Hedgefonds Elliott und Farallon Capital als unabhängige Direktoren. Kein großes japanisches Unternehmen hat bisher einen solchen Schritt gewagt. Die ernsthafte Beschäftigung mit einer Privatisierung scheint die logische Konsequenz dieses Kulturwandels zu sein, zumal die Manager selbst letzten Endes ratlos wirken. Bei der Vorlage der mittel- bis langfristigen Strategie am Donnerstag zeigten sie wenig neue Ideen, dennoch will man die operative Rendite bis 2025 auf 9% verdoppeln.

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