Ölkonzern

Total Energies stoppt Kaufrussischen Öls

Total Energies will spätestens bis Ende des Jahres kein russisches Öl mehr kaufen. Die Entscheidung kommt im Vergleich zu Wettbewerbern spät und zögerlich.

Total Energies stoppt Kaufrussischen Öls

wü Paris

Total Energies hat sich dem Druck gebeugt – zumindest teilweise. Der Ölkonzern will bis spätestens Ende des Jahres kein Erdöl mehr aus Russland kaufen. Dagegen setzt er unverändert auf Gas aus Russland. So will er seine Beteiligung von 19,4% an dem russischen Gasunternehmen Novatek behalten, genau wie einen Anteil von 20% an der Gasanlage Jamal LNG und eine Beteiligung von 10% an dem umstrittenen Projekt Arctic LNG 2. Er will jedoch kein Kapital mehr in Arctic LNG 2 investieren. 

Angesichts der Verschlimmerung der Lage in der Ukraine und der Existenz alternativer Quellen zur Versorgung Europas entscheide Total Energies, keine neuen Verträge oder Vertragserneuerungen zum Kauf von russischem Öl und Ölprodukten ab­zuschließen, erklärte der Konzern. Dadurch würden Käufe von russischem Öl und Ölprodukten so schnell wie möglich, spätestens bis Ende des Jahres gestoppt. 

Die Entscheidung von Total kommt allerdings vergleichsweise spät und zögerlich, denn Konkurrenten wie BP und Shell hatten Beteiligungen und Partnerschaften in Russland sowie Käufe von russischem Öl bereits zu Beginn des Monats aufgekündigt. Der Beschluss des französischen Ölriesen betrifft vor allem seine Raffinerie in Leuna, die von der Druschba-Pipeline aus Russland versorgt wird. Total Energies verspricht nun, in Abstimmung mit der Bundesregierung neue Quellen für Leuna zu finden, vor allem durch den Import von Öl über Polen. 

Die Gruppe wird auch ihre Verträge zum Kauf von Diesel aus Russland beenden und stattdessen Diesel aus anderen Kontinenten importieren, etwa von der Raffinerie Satorp in Saudi-Arabien, an der sie neben Aramco beteiligt ist. Nach Angaben von Total Energies importiert Europa 12% ihres Diesels aus Russland, Frankreich sogar 25%. Total Energies mache einige Konzessionen, behalte aber den Großteil ihrer Aktivitäten in Russland und sei deshalb Komplize der von Russland be­gangenen Kriegsverbrechen, kritisierte der grüne Präsidentschaftskandidat ­Yannick Jadot. Das sei eine Beleidigung, konterte Konzernchef Patrick Pou­yanné.