Rückkehr zur Normalität

Uniper erwartet 2024 deutlich weniger Gewinn

Nach dem Ausnahmejahr freut sich Uniper-Chef Michael Lewis auf die Rückkehr zur Normalität. Auch wenn das einen deutlichen Gewinnrückgang bedeutet.

Uniper erwartet 2024 deutlich weniger Gewinn

Zahlreiche Sondereffekte in Milliardenhöhe haben Uniper 2023 ein Rekordergebnis beschert. „Das wird sich nicht wiederholen“, sagte Vorstandschef Michael Lewis ganz ohne Bedauern. Denn nach dem heftigen Ab und Auf – 2022 nur dank Staatshilfe überlebt, 2023 satte Zusatzgewinne – sehnt sich die gesamte Mannschaft nach Normalität. Damit einher geht aber auch die Normalisierung der Gewinnsituation.

Uniper auf dem Weg zur Normalisierung

Konzernchef erwartet nach Ausnahmejahr satten Gewinnrückgang – Neue Kreditlinie in Arbeit

Nach dem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen Geschäftsjahr soll bei Uniper im laufenden Turnus wieder Normalität einkehren. Damit Hand in Hand geht allerdings auch ein signifikanter Gewinnrückgang. Uniper-Chef Michael Lewis stimmte auf ein Jahr des Aufbruchs ein, mit Investitionen in die grüne Zukunft.

ab Düsseldorf

Nach einem bereinigten Überschuss von 4,4 Mrd. Euro hat Lewis für das neue Geschäftsjahr unter dem Strich nur noch 0,7 bis 1,1 Mrd. Euro auf der Rechnung. Zugleich wird das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in einer Spanne von 1,5 bis 2,2 Mrd. Euro gesehen nach 7,2 Mrd. Euro im abgelaufenen Turnus.

Obwohl Uniper 2,2 Mrd. Euro zurückstellte, um gemäß EU-Vorgaben die staatliche Überkompensation aus 2022 zu begleichen, hat sich das IFRS-Konzernergebnis 2023 um 25,4 auf 6,3 Mrd. Euro verbessert. Darin enthalten ist auch die Auflösung von Rückstellungen – es geht um knapp 6 Mrd. Euro –, die Uniper im Vorjahr für erwartete Verluste aus der Gasersatzbeschaffung gebildet hatte. Der exakte Rückzahlungsbetrag ist aber auch vom Ergebnis 2024 abhängig und steht somit erst Anfang 2025 fest.

Wenngleich für Lewis außer Frage steht, dass der grüne Umbau 2024 beschleunigt angegangen wird, wollte er sich zu einzelnen Investitionsvorhaben nicht äußern. Die kürzlich angekündigte Kraftwerksstrategie begrüßte der Brite: „Jeder Fortschritt zählt.“ Uniper habe großes Interesse, sich an den für das zweite Halbjahr angekündigten Ausschreibungen zu beteiligen. Letztlich komme es jedoch auf die konkreten Bedingungen an.

Uniper bereitet sich auf Ausschreibungen vor

Die Bundesregierung hatte sich nach zähem Ringen auf eine Strategie verständigt. In einem ersten Schritt sollen neue wasserstofffähige Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 10 Gigawatt (GW) gebaut werden. Der tatsächliche Bedarf für Back-up-Kapazitäten wird auf 20 bis 25 GW taxiert. Die Kraftwerke sollen den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 ermöglichen. „Das sind nur sechs Jahre. Das ist sehr knapp“, sagte Lewis.

Auch die jüngste Entscheidung zur CO2-Abscheidung und -speicherung wertete der Uniper-Chef als gute Entwicklung. Für die erfolgreiche Energiewende müssten alle Technologien genutzt werden. Eine dogmatische Herangehensweise sei dem Vorhaben nicht zuträglich. Inwieweit Uniper von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen werde, sei aber nicht abzusehen.

Alle Technologien nutzen

Erfolgreiche Sicherungsgeschäfte in der konventionellen Erzeugung und die Rückkehr des Steinkohlekraftwerks Heyden ans Netz sorgten im Segment Europäische Erzeugung für einen Gewinnsprung. Das Kraftwerk Heyden wird im September 2024 endgültig stillgelegt. Die Stromproduktion lag dagegen um 13% unter dem Vorjahresniveau. Im Segment Globaler Handel gab es einen Ergebnisswing um mehr als 15 Mrd. Euro. Künftig wird Uniper in einer neuen Segmentstruktur berichten, die sich an der neuen Strategie orientiert.

Dank der guten Entwicklung 2023 sei der finanzielle Spielraum zur Realisierung der Strategie vorhanden, sagte Dönges. Die noch bestehende KfW-Kreditlinie, die schrittweise bis September 2026 ausläuft, will Uniper vorzeitig ablösen. In Kürze soll eine neue Kreditfazilität mit Banken ausgehandelt werden, die über das bisherige Volumen von 1,7 Mrd. Euro hinausgeht. Die finanzielle Gesundung hatte S&P im Sommer mit einer Anhebung des Stand-alone-Ratings um eine Stufe auf „B“ belohnt. Um wieder auf eigenen Beinen stehen zu können, benötigt Uniper allerdings ein Rating im Investment Grade.

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