Sebastian-Justus Schmidt

Wasserstoff von Enapter soll billiger werden

Mit der Massenfertigung von Wasserstoffgeneratoren will Enapter fossilen Energieträgern das Wasser abgraben. Kunden in drei Dutzend Ländern gibt es bereits.

Wasserstoff von Enapter soll billiger werden

Von Karolin Rothbart, Frankfurt

Das Start-up Enapter will mit dem Einstieg in die Massenfertigung von Wasserstoffgeneratoren den fossilen Energieträgern den Kampf ansagen. Dabei entscheidet sich der Erfolg des Unternehmens und der erneubaren Energien allgemein nach Ansicht des Gründers vor allem über den Preis: „Wir wollen unseren Wasserstoff billiger anbieten als fossile Energieträger“, so Sebastian-Justus Schmidt im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. „Ich glaube, dass die Energiewende nur erreicht wird, wenn wir die alternativen Energien so günstig machen, dass fossilen Energien einfach der Hahn zugedreht wird.“

Seine Elektrolyseure verkauft Enapter nach einer Art Baukastenprinzip: Je nach Bedarf lassen sich die kleinen Module zu größeren Systemen zusammenkoppeln − so wie es auch in der Fotovoltaik der Fall ist. „Zu den größten Kraftwerken der Welt gehören mittlerweile Solarkraftwerke“, sagt Schmidt. „Und die bestehen aus tausenden Solarmodulen, was deutlich günstiger ist als jedes andere konventionelle Kraftwerk heute.“ Die Skalierung spielt auch bei der Wahl der Elektrolyse-Technik eine Rolle. Hier sieht Schmidt große Kostenvorteile bei der eigens patentierten Anionenaustausch-Membran-Technologie (AEM), die ohne den Einsatz von Titanium auskommt und stattdessen einfaches Stahl verwendet.

Noch produziert Enapter ihre Elektrolyseure im italienischen Pisa − der Geburtsstätte des AEM-Verfahrens. Monatlich sind es derzeit um die 50 Stück, wobei die Kapazität in dem Land bis Ende 2021 auf bis zu 400 Systeme pro Monat erweitert werden soll. Gleichzeitig ist eine Massenproduktion in der Münsterländer Klimakommune Saerbeck geplant. Hier sollen Ende 2022 in einer neuen Fabrik über 10 000 Stück pro Monat vom Band gehen. Finanzielle Unterstützung erhält Enapter dafür vom Bund und dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW): Am Dienstag gab es vom Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Förderbescheid über 5,6 Mill. Euro. Von NRW wird Enapter zudem mit insgesamt rund 9,4 Mill. gefördert.

Die Planungen seien konservativ, sagt Schmidt. „Wir gehen davon aus, dass wir 2023 in dem Werk nur maximal 30 % unserer Gesamtleistung ausreizen werden.“ Klar sei aber, dass die Module zu dem Zeitpunkt deutlich günstiger verkauft werden sollen, als aktuell. „Ab Ende 2022 wollen wir einen Capex-Preis von 1,50 Euro pro Kilogramm Wasserstoff erreichen. Umgerechnet kommt man dann auf 2500 Euro pro Modul.“ Derzeit kosten die Generatoren noch 9000 Euro. 2018 waren es 15900 Euro. Auch die Vergütung der Mitarbeiter ist an das Ziel der Kostensenkung geknüpft. „Wenn wir es schaffen, zu diesem Zeitpunkt ein Gerät zu diesen Kosten zu produzieren und darüber hinaus noch eine kleine Gewinnspanne haben, dann ist das Ziel erreicht, und dann werden Optionen ausgelöst“, sagt Schmidt.

Tatsächlich dürfte die operative Gewinnschwelle nach Unternehmensangaben erst ab 2023 erreicht werden. 2020 war noch ein Verlust von 3,6 Mill. Euro angefallen. In diesem und im übernächsten Jahr dürfte sich das Minus noch mal deutlich vergrößern. Mit Blick auf die Nachfrage laufe derzeit aber alles wie geplant, berichtet Schmidt. Die Auftragslage sei „super“, und die Ziele für 2021 − unter anderem vier Mal so hohe Umsätze wie in 2020 − sicher erreichbar. Mehr als 150 Elek­trolyseure habe Enapter in den ersten vier Monaten des Jahres bereits ausgeliefert und in der Zeit Bestelleingänge von über 5,5 Mill. Euro verzeichnet. Mittlerweile zählt das Unternehmen Kunden aus 36 Ländern. Seit vergangenem Jahr ist es an der Frankfurter Börse gelistet.