Industrie

Werkzeugmaschinenbauer geraten ins Stocken

Die deutschen Hersteller von Werkzeugmaschinen werden weiterhin mit Bestellungen überhäuft. Wegen des Teilemangels kam es in der Branche im ersten Halbjahr dennoch zu einer Stagnation.

Werkzeugmaschinenbauer geraten ins Stocken

kro Frankfurt

Das weltweite Lieferkettenchaos hat dem Post-Corona-Aufschwung der deutschen Werkzeugmaschinenhersteller, des wichtigsten Sektors der hiesigen Maschinenbaubranche, im ersten Halbjahr ein jähes Ende bereitet. Zwar verzeichneten die zu einem großen Teil in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen eine anhaltend hohe Nachfrage: Die Bestellungen legten in den ersten sechs Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 34 % zu, wobei der Schwung sowohl aus dem Ausland als auch aus dem Inland kam.

Aufgrund des Teilemangels war es für die Branche jedoch nicht möglich, die Aufträge in dem Maße abzuarbeiten, dass sich in gleicher Weise auch der Umsatz verbesserte. Auf preisbereinigter Basis kam es hier zu einer Stagnation, wie der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken am Mittwoch mitteilte. Einschließlich Preiserhöhungen verbuchte die Branche einen Zuwachs von 7 %.

Die Probleme in der Beschaffung sind für die vornehmlich mittelständisch geprägte Industrie die gleichen wie eh und je: „Das Thema Materialengpässe wird nach wie vor von Halbleitern dominiert“, sagte VDW-Geschäftsführer Wilfried Schäfer der Börsen-Zeitung. „Es fehlen aber weiterhin auch andere wichtige Vorprodukte wie zum Beispiel Kunststoffteile oder Steckverbindungen. Die Bandbreite ist groß.“

Immerhin: Im Juli ist die Kapazitätsauslastung in den Unternehmen im Vergleich zum April leicht gestiegen. Zuletzt lag sie bei 87,4 %. Im April waren es 85,9 % und im gesamten Jahr 2021 80,8 %. Im Vergleich zu den Jahren vor der Krise ist hier allerdings noch viel Luft nach oben: 2018 waren die Betriebe zu fast 94 % ausgelastet.

Absehbar gibt es vor allem für die Unternehmen in der Zerspanungstechnik deutlich mehr zu tun. Dem VDW zufolge ist die Nachfrage nach Dreh-, Bohr-, Fräs- und Schleifmaschinen zuletzt doppelt so stark gestiegen wie die nach Umformtechnik. Schäfer spricht hier von einem „kontinuierlich hohen Niveau“. Ein Teil der genannten Maschinen gehört beispielsweise zum Kerngeschäft der börsennotierten DMG Mori, dem nach Umsatz zweitgrößten deutschen Werkzeugmaschinenhersteller nach Trumpf. Das Unternehmen aus Bielefeld, dessen Aktie seit Jahresbeginn um knapp 3 % nachgegeben hat, hat gerade erst seine Jahresprognose für den Auftragseingang und den Free Casflow angehoben.

In der Entwicklung der Nachfrage nach Umformtechnik sieht VDW-Geschäftsführer Schäfer hingegen einen Hinweis darauf, „dass derzeit Großprojekte der Automobilindus­trie vor allem im Inland auf Eis liegen“. Bei Maschinen, mit denen ­Ausgangsstoffe wie Blech in ihrer Form verändert werden (z. B. Biege-, Abkant- und Richtmaschinen), handelt es sich oftmals um große Aufträge mit langen Projektlaufzeiten. Gerade in der Massenproduktion von Autos kommen sie vielfach zum Einsatz. Zuletzt trug die Technologie 30 % zum Gesamtumsatz der Branche bei.

Mit Blick auf das Gesamtjahr rechnet Schäfer weiterhin mit etwas mehr Dynamik in der Produktion als im Vorjahr. „Im Augenblick prognostizieren wir im Markt noch ein Produktionswachstum von 8 %“, sagt er. „Mit Blick auf das schon im ersten Halbjahr erzielte Auftragsplus könnte man natürlich annehmen, dass da noch mehr möglich wäre. Die Störungen in den Lieferketten sorgen hier allerdings für einen Bremseffekt.“

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.