Insolvenzen

Zahl der großen Firmen­pleiten sinkt

Die Insolvenzstatistik signalisiert Entwarnung: Die Zahl der Großinsolvenzen ist im zweiten Quartal auf dem Rückmarsch gewesen. Doch Sanierungsexperten warnen vor den Folgen der Kostenanstiege.

Zahl der großen Firmen­pleiten sinkt

ab Köln

Nach einem besorgniserregenden Anstieg der Großinsolvenzen zu Jahresbeginn hat sich die Situation im zweiten Quartal sichtbar entspannt. Zwischen April und Juni mussten lediglich 19 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Mill. Euro den Gang zum Amtsgericht antreten, wie aus dem Insolvenzreport der Sanierungsberatung Falkensteg hervorgeht. Im Vorquartal waren noch 33 Fälle gezählt worden. Der rückläufige Trend sei vor allem auf geringere Anträge von Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 50 Mill. Euro zurückzuführen. Hier gingen im zweiten Quartal lediglich drei Anträge ein, im Quartal davor beantragten noch 19 Unternehmen Insolvenz.

Grund für Erleichterung ist das nach Einschätzung von Studienautor und Falkensteg-Partner Jonas Eckhardt jedoch nicht. „Es wird sicherlich im zweiten Halbjahr mehr Insolvenzen geben als im ersten“, sagt der Sanierungsexperte und verweist auf die explodierenden Energiekosten, welche die Liquidität vieler Unternehmen nach und nach aufzehrten. Wie sich das am Ende in der Insolvenzstatistik niederschlage, hänge aber entscheidend davon ab, ob die Firmen in der Lage seien, die Kostensteigerungen an ihre Kunden weiterzureichen, und vom Umfang staatlicher Stützungsmaßnahmen.

Große Unsicherheit macht Eckhardt am Distressed-M&A-Markt aus. Zwar habe sich die Rettungsquote für im Jahr 2021 angelaufene Verfahren im zweiten Quartal spürbar erhöht – von 75 Großinsolvenzen konnten inzwischen 38 Firmen gerettet werden –, im Vergleich zum Vorjahr verringerte sich die Quote jedoch. Zum einen stellten die Unternehmen deutlich später einen Insolvenzantrag, wodurch sich Restrukturierungschancen verringerten. Zum anderen agierten die Investoren tendenziell verhaltener, da „sich die Zukunftsaussichten völlig gedreht haben“, begründet Eckhradt. Galt noch Anfang 2022 die Devise, dass die Wirtschaft nach zwei Coronajahren Fahrt aufnehmen werde, verhageln der Krieg und seine Folgen die Stimmung. Dennoch sei der deutsche Markt für internationale Investoren attraktiv. Von 27 Asset Deals aus den 2021er Verfahren landeten zwölf Firmen bei internationalen Käufern.

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