Energiekonzern

Uniper verhandelt mit Bund über Verstaatlichung

Schon bevor das erste Rettungspaket für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper umgesetzt ist, zeichnet sich ein noch radikalerer Schritt ab: Deutschlands größter Gasimporteur bestätigte am Mittwoch, dass er gemeinsam mit seinem finnischen Mehrheitseigner Fortum Gespräche mit der Bundesregierung führt, die in seine Verstaatlichung münden könnten.

Uniper verhandelt mit Bund über Verstaatlichung

Frankfurt
luk

Schon bevor das erste Rettungspaket für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper umgesetzt ist, zeichnet sich ein noch radikalerer Schritt ab: Deutschlands größter Gasimporteur bestätigte am Mittwoch, dass er gemeinsam mit seinem finnischen Mehrheitseigner Fortum Gespräche mit der Bundesregierung führt, die in seine Verstaatlichung münden könnten.

„Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten im operativen Umfeld prüfen die Beteiligten auch alternative Lösungen“, teilte Uniper mit. Zur Diskussion stehe auch „eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde“. Eine Entscheidung gebe es aber noch nicht. Auch das Wirtschaftsministerium bestätigte die Gespräche, betonte aber, deren Ausgang sei noch „völlig unklar“.

Wegen ausbleibender Gaslieferungen aus Russland und der massiv gestiegenen Gaspreise steht Uniper am Rande des Zusammenbruchs. Für das erste Halbjahr hatte der Konzern, der bislang rund 60% der deutschen Gasimporte abwickelt, einen Nettoverlust von mehr als 12,4 Mrd. Euro gemeldet. Der Bund schnürte im Juli ein 19 Mrd. Euro schweres Rettungspaket, das auch eine Beteiligung von 30% beinhaltet.

Mittlerweile hat Russland die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 nicht nur reduziert, sondern ganz eingestellt. Seit Juli hätten sich „die finanziellen Verluste von Uniper aufgrund der höheren Gasbeschaffungskosten deutlich erhöht“, teilte der Konzern mit. Im August beantragte das Unternehmen bei der KfW weitere 4 Mrd. Euro, nachdem es seine bestehende Kreditlinie von 9 Mrd. Euro vollständig ausgeschöpft hatte. Damit entwickelt sich nach Ansicht von Branchenkennern eine Aufstockung der geplanten Staatsbeteiligung auf deutlich über 50% immer mehr zum letzten Ausweg. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Unipers Kapitalressourcen seien erschöpft. Die Uniper-Aktionäre nahmen die jüngsten Nachrichten schlecht auf: In der Spitze gab der Aktienkurs um rund 22% nach.

Auch die Gasumlage, die es Energieversorgern ab Oktober erlauben soll, die gestiegenen Kosten auf ihre Kunden abzuwälzen, dürfte keine schnelle Entspannung bringen. Zumal ihr vorgesehener Starttermin wackelt: Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck verantwortete Maßnahme sollte am Mittwoch dem Kabinett zur Zustimmung vorgelegt werden, wurde aber kurzfristig von der Tagesordnung genommen, weil eine Reihe von Ministerien noch Klärungsbedarf hatten.

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