Transformation

„Alle müssen an einem Strang ziehen“

Auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wirtschaft gilt es, zahlreiche Hürden zu beseitigen. Gefordert sei vor allem die Politik, sind sich Covestro-Chef Markus Steilemann und RWE-CEO Markus Krebber einig.

„Alle müssen an einem Strang ziehen“

ab Düsseldorf

– Damit eine nachhaltige Zukunft keine Utopie bleibt, sondern Realität wird, „müssen wir alle – Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – an einem Strang ziehen“. Das forderte Covestro-Chef Markus Steilemann in einer Diskussionsrunde auf der Kunststoffmesse in Düsseldorf. Ebenso wie RWE-CEO Markus Krebber bekannte sich der Vorstandschef des Kunststoffherstellers dazu, künftig mehr für eine umweltverträgliche Wirtschaft tun zu wollen. Doch gebe es auf dem Weg dorthin zahlreiche Hürden, die von der Politik beseitigt werden müssten.

Als größtes Hindernis auf dem Weg zu Klimaneutralität der energieintensiven Chemieindustrie machte Steilemann die Verfügbarkeit von grüner Energie aus. Zwar haben die Leverkusener schon einige Vereinbarungen zum Bezug von grünem Strom geschlossen, die Menge decke aber nur einen Bruchteil der benötigten Energie ab. Es gebe kein ausreichendes Angebot, klagte Steilemann.

„Geld (für Investitionen) ist nicht das Problem“, sagte Krebber. Europas und speziell Deutschlands Probleme lägen in der Länge der Genehmigungsverfahren, im Konflikt zwischen Artenschutz und nachhaltigem Wirtschaften und nicht zuletzt in der Verfügbarkeit von Rohstoffen, die beispielsweise zum Bau nachhaltiger Windräder benötigt würden. Für die Transformation der Wirtschaft brauche es einen „europäischen Masterplan“ nach dem Vorbild der USA, forderte Krebber.

Während RWE seit zwei Jahren auf die Genehmigung zum Bau der weltweit größten Elektrolyseanlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff warte, schrieben die USA  die Menge an benötigtem Wasserstoff aus und den Zuschlag erhalte, wer das beste Angebot unterbreite, veranschaulichte der RWE-Chef. Investitionsgelder flössen dorthin, wo sie auch investiert werden könnten. Erst kürzlich hat RWE die Übernahme des Geschäfts mit Erneuerbaren von Con Edison für 6,8 Mrd. Dollar eingetütet. Insofern hegt Krebber Zweifel an der Transformationsfähigkeit in Europa und Deutschland.

Ein Dorn im Auge ist der Industrie zudem die immer straffer werdende Regulierung. „Wir brauchen weniger Regulierung und intelligentere Re­gulierung“, sagte der Covestro-Chef. Entscheidend sei eine Rahmenregulierung, innerhalb derer die Marktkräfte wirken könnten. Ein Paradebeispiel für gelungene Regulierung sei der Emissionsrechtehandel in Europa.

Damit der Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaft gelinge, müsse aber auch der Verbraucher mit ins Boot geholt werden. Ohne eine Änderung des Konsumentenverhaltens werde die Transformation scheitern, glaubt Steilemann.

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