Autobranche in Deutschland streicht 50.000 Stellen binnen eines Jahres
Die Autobranche in Deutschland hat zuletzt so viele Arbeitsplätze abgebaut wie kein anderer Industriezweig. Binnen eines Jahres seien mehr als 50.000 Stellen weggefallen, ein Rückgang um knapp 7%, teilte die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY am Dienstag zu ihrem Industrie-Barometer mit. Seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 sei die Zahl der Jobs in der Branche um 112.000 gesunken.
„Die deutschen Autokonzerne und Zulieferer reagieren mit einem konsequenten Sparkurs auf die schwierige Lage der Branche“, sagte Jan Brohilker, Managing Partner des Geschäftsbereichs Assurance bei EY in Deutschland. „Massive Gewinneinbrüche, Überkapazitäten und schwächelnde Auslandsmärkte machen einen deutlichen Stellenabbau unumgänglich." In Deutschland seien häufig Management- und Verwaltungsfunktionen sowie Forschung und Entwicklung angesiedelt.
Autobranche leidet unter Absatzflaute
Die Autobranche in Deutschland leidet unter anderem unter einer Absatzflaute auf dem chinesischen Markt, wo die deutschen Anbieter massiv Marktanteile an chinesische Anbieter abgeben mussten. „Der chinesische Absatzmarkt war gerade für die Automobilindustrie lange ein attraktiver Wachstumsmarkt mit sehr auskömmlichen Margen“, sagte Brohilker. „Inzwischen hat sich der Wind gerade für die ausländischen Autobauer gedreht, die Nachfrage sinkt drastisch, die Umsätze brechen ein.“
Hinzu komme die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump, die Ausfuhren auf den wichtigen US-Markt verteuere. Der europäische Markt schwächele schon länger, der Autoabsatz liege immer noch deutlich unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.
Industrieumsätze im zweiten Quartal rückläufig
Den EY-Zahlen zufolge sind die Umsätze der Automobilindustrie im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,6% zurückgegangen. Über alle Branchen hinweg ergab sich im zweiten Quartal ein Rückgang von 2,1%. Eine positive Ausnahme bildete lediglich die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, die ein Umsatzplus von 1,6% verbuchen konnte. Die schwächste Entwicklung verzeichnete der Sektor Gummi- und Kunststoffwaren mit einem Umsatzrückgang um 3,3%.

Binnen eines Jahres seien in der Industrie insgesamt 114.000 Arbeitsplätze abgebaut worden, errechnet EY. Seit 2019 seien insgesamt 245.000 Jobs verloren gegangen. Zum Ende des zweiten Quartals 2025 waren noch 5,42 Millionen Menschen in der deutschen Industrie beschäftigt. Eine schnelle Besserung erwartet Brohilker nicht. Die Auswirkungen laufender Restrukturierungsprogramme zeigten sich erst mit Verzögerung in den Statistiken. „Im Lauf des Jahres und bis ins kommende Jahr hinein wird die Zahl der Industriejobs daher weiter sinken“, erwartet er. Berufseinsteiger müssten sich auf schwierige Bedingungen einstellen. „Wir werden eine steigende Arbeitslosigkeit bei Hochschulabsolventen sehen – etwas, was es in Deutschland lange nicht gab.“