Chemieindustrie

BASF will Staatshilfe möglichst vermeiden

Als energieintensive und systemrelevante Branche ist BASF Teil der politischen Debatte, genauso wie als großer Investor in China. CEO Martin Brudermüller geht mit klarem Konzept in die Krisenabwehr.

BASF will Staatshilfe möglichst vermeiden

swa Frankfurt

Steigende Erdgaspreise in Europa stellen für den Chemiekonzern BASF nach wie vor eine hohe Belastung dar. Die Mehrkosten summierten sich in den ersten neun Monaten 2022 im Vergleich zur Vorjahreszeit auf 2,2 Mrd. Euro, sagt BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller. Um die Mehrkosten abzufedern, habe BASF weitere Preiserhöhungen umgesetzt. Zudem arbeite das Unternehmen an der technischen Optimierung der Anlagen und Prozesse, vor allem im Stammwerk Ludwigshafen.

Da die Auslastung von Anlagen reduziert wurde, beziehe BASF insgesamt weniger Gas, ergänzt Finanzchef Hans-Ulrich Engel. Der Konzern habe flexible Lieferverträge, gebe also kein überschüssiges Gas zurück in den Markt. Die Gaskosten erreichten in Europa etwa das Fünf- bis Sechsfache des US-amerikanischen Referenzpreises, während der Preis in Asien in etwa mit dem europäischen vergleichbar sei.

Brudermüller unterstreicht, er begrüße es sehr, dass der deutschen Industrie über eine Gaspreisbremse geholfen werden soll, viele Unternehmen seien angeschlagen. Die Hilfe müsse schnell kommen und es müsse Kompatibilität mit den Brüsseler Plänen hergestellt werden, fordert der Manager. BASF sei weiterhin bemüht, alles aus eigener Kraft zu stemmen. Es sei noch zu früh zu sagen, ob BASF öffentliche Gelder nutzen könne und müsse.

Mögliche Einschränkungen etwa von Boni oder Dividenden, wenn Firmen Staatshilfe beziehen, wie es der Haushaltsausschuss des Bundestages zuletzt gefordert haben soll, lehnt der BASF-Chef ab. Man dürfe Unternehmen über staatliche Regulierung nicht die Flexibilität zum Beispiel für Portfolioveränderungen nehmen.

In der Diskussion über eine zu hohe Abhängigkeit von China warnt Brudermüller vor „China-Bashing“: „Wir sollten mehr auf uns selbst schauen und eigene Schwächen erkennen.“ Der Manager fordert die Bundesregierung auf, eine Resilienzstrategie zu entwickeln und auszuloten, wo global Abhängigkeiten bestünden und wo Marktpotenziale nicht genutzt würden. Es gebe Defizite und Risiken nicht nur mit Blick auf China, mahnt Brudermüller, der nach eigenen Angaben im November Teil der Wirtschaftsdelegation sein wird, die Bundeskanzler Olaf Scholz bei dessen Besuch in China begleitet. Brudermüller wertet die Reise von Scholz als „gutes Signal“, es zeige Dialogbereitschaft, zumal in Zeiten deutscher G7-Präsidentschaft.

Dividende von Wintershall

BASF rechnet mit weiterem Wachstum in China und hält an den groß angelegten Investitionsplänen fest. Die Hälfte des Chemiemarktes sei dort, darauf könne man nicht verzichten. „Wir kommen in der Summe zum Schluss, dass es vorteilhaft ist, unser Engagement dort auszubauen“, resümiert Brudermüller.

BASF hatte die Zahlen des dritten Quartals bereits veröffentlicht und ein Kostenprogramm angekündigt, das auf Einsparungen von 500 Mill. Euro zielt. Die Prognose für das Jahr wird bekräftigt trotz Eintrübung des weltwirtschaftlichen Umfelds.

BASF hat nach den Worten von CFO  Engel „keine Sorge“, von der Energietochter Wintershall Dea eine Dividende zu erhalten – auch wenn ein Teil ihrer Gewinne in Russland festhängt. Auch außerhalb Russlands erwirtschafte Wintershall guten freien Cashflow, das werde im vierten Quartal zu einer „erfreulichen Dividendenzahlung führen“, sagt Engel. Wintershall ist mit Blick auf den geplanten Börsengang dabei, die rechtliche Trennung vom russischen Geschäft beziehungsweise die Aufteilung des Portfolios zu prüfen.

Mit Blick auf mögliche Abschreibungsrisiken bezifferte Finanzchef Engel den Buchwert von Wintershall in der BASF-Bilanz zum 30.9. mit 10 Mrd. Euro. Etwa die Hälfte davon seien Assets in Russland, davon wiederum etwas mehr als die Hälfte sei mit Bundesgarantien abgesichert.

Der operative Cashflow der BASF ist im dritten Quartal deutlich um gut ein Fünftel auf 2,3 Mrd. Euro geklettert. Maßgeblich dafür war nach Angaben des Unternehmens eine geringere Mittelbindung im Umlaufvermögen.

BASF
Konzernzahlen nach IFRS
9 Monate
in Mill. Euro20222021
Umsatz68 00358 822
Ebitda9 3599 104
 in % vom Umsatz13,815,5
Bereinigtes Ebit6 5056 541
Ebit6 4296 449
Nettogewinn4 4524 985
Cashflow operativ3 2393 908
Free Cashflow7381 866
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